Lot 10 Dα

Die Marktkirche, das Rathaus mit Apothekenflügel und das Wochenmarkttreiben, wie sie sich den Zeitgenossen um 1830 darboten, sind auf dem repräsentativen Ölbild von Hannovers Stadtzentrum zu sehen. Die 1834 gemalte Vedute zeigt die damailige architektonische Vielfalt rund um die Marktkirche: den Westgiebel des Rathauses noch aus der Gotik und den Apothekenflügel als Beispiel norddeutscher Fachwerk-Renaissance. Bürgerhäuser dokumentieren den Wohlstand der vormodernen Stadt: Neben dem 1541 erbauten Knochenhaueramtshaus (links) bringen die Patrizierhäuser der Holste (1662) und Windheim (1565) deren gesellschaftliche Stellung zum Ausdruck. An den Turm der Marktkirche lehnt sich das Hauptsche Haus an und führt vor Augen, wie eng die Altstadt bebaut war. Der Wochenmarkt belebt den Vordergrund durch anmutige, auch kostümgeschichtlich interessante Staffagen. Ein emailfarbenes Kolorit, wirkungsvolle Beleuchtung und eine geschickte perspektivische Konstruktion, die möglichst viel von der realen Architektur im Bilde festhalten soll, bestimmen den Charakter von Quaglios Hannover-Vedute. Einer der Freunde des Malers lebte in Hannover, Bernhard Hansmann. Ihm schenkte er ein Konvolut von Zeichnungen. Vergleicht man unser Bild mit anderen Veduten Domenico Quaglios, so ragt dieses Gemälde allein durch seine Größe heraus. Im Jahr seiner Entstehung war es im Münchener Kunstverein ausgestellt, dessen Gründung Domenico Quaglio und Joseph Stieler angeregt hatten, um den Münchner Künstlern Anerkennung zu verschaffen und Verkaufsmöglichkeiten zu bieten.