Leo von Klenze
Römische Bauten mit Ansicht der Cloaca Maxima
Öl auf Kupfer. 56,5 x 44,5 cm.
Für Leo von Klenze ist Rom von besonderer Bedeutung. Sein architektonisches Werk ist ohne die genaue Kenntnis der klassischen Vorbilder kaum vorstellbar, das Studium vor Ort in Zeichnungen und Gemälden für sein Werk unabdingbar. Zudem bereiste er diesem Schlüsselort auch zusammen mit seinem wichtigsten Mentor, Kronprinz Ludwig, dem späteren Ludwig I. von Bayern. Diese Zusammentreffen waren keine reinen Arbeitsaufenthalte, sondern hatten ebenso auch einen geselligen Teil. Ein berühmtes Bild von Franz Ludwig Catel erzählt hiervon. Auf dem Werk, das heute in der Alten Pinakothek hängt, sind neben Catel selbst weitere Künstler wie Bertel Thorwaldsen oder Juliuzs Schnoor von Carolsfeld zu sehen. Zu dieser Zusammenkunft eingeladen hatte Kronprinz Ludwig zu Ehren von Leo von Klenze. Der hatte während seines Aufenthaltes in Rom an ganz anderer Stelle gearbeitet, die ihrem Namen nach weniger gastlich zu sein scheint: die Cloaca Maxima, also dem Haupt-Abwasserkanal des antiken Rom. Der Eingang zu diesem unterirdischen Nutzbau steht zentral in Klenzes Gemälde. Für den Architekten Klenze von grundlegender Bedeutung, muss doch die Funktion seiner Baumwerke ebenso gewährleistet sein wie ihr ästhetischer Wert. Für den Maler und Klassizisten Klenze zeigt sich in diesem Bauwerk daher eine andere grundlegende Bedeutung: Der Bogen ist ein Motiv, das in der Architektur von nicht zu unterschätzendem Wert ist. Auf ihm fußt der Rundbogen, der in jüngeren Bauten durch die Jahrhunderte weiter verwendet wird. In seinem Gemälde führt Klenze diesen Teil der Architekturgeschichte in den rundbogigen Fenstern des jüngeren Gebäudes oberhalb des Eingangs zum Kanalsystem.
Der Ursprung dieses architektonischen Motives liegt dagegen tief in den Schatten der Vergangenheit. Klenze zeigt üppige Vegetation, die das Bauwerk aus dem 6. Jahrhundert langsam zu überdecken scheint. Hierin zeigt sich zugleich der romantische Blick, der den Maler Klenze ebenso inspiriert wie die klassische Form das Schaffen des Architekten Klenze anregt. Beides vereint sich in seiner Ansicht der Cloaca Maxima.
Das Gemälde wird in das von Günther Meier in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen.
Provenienz
Ludwig Lange (1808-1869), Maler und Professor für Architektur in Münnchen. - Ernst E. Voigt (1838-1921) und seine Ehefrau Eugenie Lange (1844-1929), die das Gemälde von ihrem Vater erbte. - Im Besitz der Familie Voigt bis vor wenigen Jahren. - Lempertz, Köln 17.11.2018, Lot 2003. -