Hendrick Wilhelm Mesdag
Fischerboote vor Anker bei ruhiger See
1884
Öl auf Leinwand. 71 x 57 cm.
Gerahmt.
Signiert und datiert unten links: H.W. Mesdag 1884.
Unter den niederländischen Landschaftsmalern ist Hendrik Willem Mesdag der französischste: Die dortige Landschaftsmalerei wurde ihm zum Vorbild, Paris zu seinem Schicksal. Im Salon von 1870 gewann Mesdag eine goldene Medaille für sein Seestück Les brisants de la Mer du Nord, was ihn veranlasste, sich gänzlich der Darstellung der See zu widmen. Mesdag, ein Vetter Lawrence Alma-Tademas, war zunächst als Bankkaufmann tätig, bevor er sich gänzlich der Malerei widmete. Eine Erbschaft erlaubte es ihm, Kunstwerke zu sammeln, sein Interesse richtete sich dabei vor allem auf die Schule von Barbizon. In den 1860er Jahren sehen wir ihn in Brüssel, vom Realismus Gustave Courbets beeindruckt und auf der Suche nach einer eigenen, realistischen Landschaftskunst.
Die Entscheidung für die Seelandschaft ging einher mit einem Umzug nach Den Haag, wo er die Nordsee intensiv studieren konnte. Und wie er sie studierte! Im Rückblick sollte Mesdag konstatieren: „Man muss die See vor sich haben, jeden Tag, man muss mit ihr leben, andernfalls wird es zu nichts führen.“ Tatsächlich heißt es, der Künstler habe das Meer Tag für Tag, immer und immer wieder studiert und seine Eindrücke in raschen Skizzen festgehalten, um den Wechsel des Lichts, der Wolken, der Wellen zu erfassen und die verschiedenen Farben und Stimmungen wiederzugeben.
Wie unterschiedlich sich dem Künstler die See darbot, dies zeigen seine zwei Seestücke, die 1884 und 1889 entstanden sind. Im früheren Bild (Lot 44) sind Himmel und Wasser in helles Blau getaucht, die dunklen Fischerboote aus der Nähe betrachtet. Sie spiegeln sich im silbrigen Wasser. Die Stimmung der späteren Landschaft (Lot 45) ist eine gänzlich andere: Die tiefstehende Sonne färbt den Himmel in gelbe, rosafarbene und hellgrüne Töne, das Wasser und die Berge in der Ferne schimmern türkisblau. Der Farbauftrag ist weich, die Formen lösen sich in den Pinselstrichen nahezu auf. So unterschiedlich, ja entgegengesetzt die Farbklänge der beiden Seestücke sind; gleich ist ihnen die ruhige Stimmung der See.
Werkverzeichnis
Poort 1884.2
Provenienz
Mark van Waay, Amsterdam, Auktion, 10.11.1936. - Mensing & Fils (Frederik Muller & Co.), Amsterdam, Auktion 25. 5.1959, Lot 246. - Kunstmuseum Den Haag. - Sotheby's Amsterdam, Auktion, 15.4.2003, Lot 214 (unverkauft). – Dort erworben (wohl im Nachverkauf).
Literaturhinweise
J. Poort: Hendrik Willem Mesdag 1831-1915. Oeuvrecatalogus, Den Haag, Nr. 1884.2, Abb. S. 218.