Bernhard Strigel, Werkstatt
Maria Lactans (Die stillende Gottesmutter)
Mischtechnik auf Holz (parkettiert). 46 x 33 cm.
Bezeichnet und datiert auf einem weißen Zettel im rechten Vordergrund: Maria Du hast gehalten Mitt Emssiger Arbaitt die gepott der Allten 15 22.
Diese Tafel mit der intimen Darstellung der Maria Lactans zeigt eine „Vertrautheit und Nähe zu den Figurentypen des späten Bernhard Strigel“, wie Anna Moraht-Fromm in ihrem Gutachten feststellt, sodass sich ihr Schöpfer entsprechend in der Memminger Werkstatt Striegels verorten lässt. Der Typus der Gottesmutter mit dem anmutig zur Seite geneigten Haupt lässt sich etwa mit der Darstellung Mariens auf dem Retabel für die Kirche St. Nikolaus in Isny in Beziehung setzen. Die kleinen Engel zeigen Ähnlichkeiten mit Engeln auf einer Lünette Striegels mit Maria als Himmelskönigin zwischen Engeln (Verbleib unbekannt). Im Hinblick auf die architektonische Rahmung der Darstellung orientiert sich der Künstler jedoch, wie Moraht-Fromm darlegt, nicht an Striegel, der zeitlebens an gotischen Architekturformen festhalten sollte. Sie sind vielmehr inspiriert von der italienischen Renaissance, die der Künstler an Werken Hans Holbein des Älteren in Augsburg studiert haben dürfte (Abb. 1, Hans Holbein der Ältere, Bildnis eines Mannes, 1515, Chrysler Museum of Art, Norfolk,VA).
Abb. 1: Hans Holbein der Ältere, Bildnis eines Mannes, 1515 © Chrysler Museum of Art, Norfolk,VA /Gift of Walter P. Chrysler Jr.
Zertifikat
Dr. Max. J. Friedländer, Berlin, 1924. - Dr. Anna Moraht-Fromm, Februar 2025.
Provenienz
Wohl Slg. Graf T. Somssich. - C. J. Wawra, Wien, 6.4.1924, Lot 27, Abb. Taf. XX (als Bernhard Strigel). - Slg. Heinrich Neuerburg (1883-1956), Köln. - Seitdem in Familienbesitz.