Willem Key
Porträt Robert de Croÿ, Bischof von Cambrai
Öl auf Holz. 42 x 32 cm.
Oben links das Familienwappen der Croÿ, daneben bezeichnet: „AN° DNI 1537 [die beiden letzten Ziffern schwer lesbar]“. Oben rechts bezeichnet: „AETA SVAE 56 [AE jeweils ligiert]”. Jeweils darüber eine heute nicht mehr lesbare ältere Bezeichnung.
Die Zuschreibung des vorliegenden Bildnisses an den flämischen Maler Willem Key erfolgte durch Gustav Glück, wie Tancred Borenius in seinem Artikel im Burlington Magazine 1942 berichtete.
Der Dargestellte wurde damals als Philippe II. de Croÿ (1496-1549), 1. Herzog von Aarschot identifiziert. Während die Zuschreibung an den flämischen Künstler Willem Key seitdem nie in Zweifel gezogen und von Koenraad Jonckheere 2011 nochmals bestätigt wurde, konnte Jan van Helmont 2009 nachweisen, dass es sich bei dem Dargestellten nicht um den Herzog von Aarschot, sondern dessen jüngeren Bruder Robert de Croÿ (1506-1556) handelt, der 1519 Bischof von Cambrai wurde, nachdem ein weiterer Bruder, Kardinal Guillaume de Croÿ (1498-1521), auf das Bistum verzichtet hatte. Vergleiche mit anderen erhaltenen Porträts des Bischofs bestätigen die Identifizierung, vor allem mit einer Zeichnung im Jacques Le Boucq (1520-1573) zugeschriebenen Recueil d'Arras, einem Manuskript mit zahlreichen Porträtzeichnungen, das in der Bibliothèque Municipale d'Arras aufbewahrt wird ( Inv.-Nr. Arras, BM, 0266, Abb. 1).
Robert de Croÿ hatte sich ein Jahr vor seiner Ernennung zum Bischof an der Universität Löwen eingeschrieben. Seinen feierlichen Einzug in die Bischofsstadt hielt er deswegen erst zehn Jahre nach seiner Ernennung am 13. Juni 1529. Wenige Tage danach zogen auch Margarethe von Österreich und Louise von Savoyen in die Stadt ein, um hier den Damenfrieden von Cambrai zu unterzeichnen, der die Streitigkeiten zwischen Kaiser Karl V. und dem französischen König Franz I. beenden sollten. Robert de Croÿ zelebrierte dabei seine erste Messe.
Als dritter Sohn von Henri de Croÿ und Charlotte de Chateaubriand entstammte Robert de Croÿ einer der mächtigsten Adelsfamilien seiner Zeit, die über zahlreiche Gebiete in Frankreich, den Spanischen Niederlanden und dem Heiligen Römischen Reich herrschten.
Abb 1: Jacques Le Boucq, zugeschriebenen, Porträt Robert de Croÿ im Recueil d'Arras, Arras, Bibliothèque Municipale, Inv.-Nr. Arras, BM, 0266, Cliché: IRHT-CNRS.
Provenienz
Privatsammlung, England (1942). - Christie’s, London, 9.12.2009, Lot 149. – Dort vom heutigen Eigentümer erworben.
Literaturhinweise
T. Borenius: A Portrait by Willem Key, in: The Burlington Magazine 81, August 1942, Nr. 473, S. 202, Abb. S. 204. - R. Faille: Iconographie des évêques de Cambrai, in: Mémoires de la Société d'émulation de Cambrai 94, 1974, S. 223-8. - A. Châtelet u. J. Paviot: Visages d'antan. Le Recueil d'Arras, Lathuile 2007, S. 331. – K. Jonckheere: Willem Key (1516-1568). Portrait of a Humanist Painter, Turnhout 2011, S. 61-2, Nr. A3.