Lot 1008 R α

Hans Hoffmann - Ecce Homo

Auktion 1266 - Übersicht Köln
17.05.2025, 11:00 - Alte Kunst und 19. Jahrhundert Teil I
Schätzpreis: 200.000 € - 220.000 €
Gebot

Hans Hoffmann

Ecce Homo

Öl auf Holz. 62,2 x 45,7 cm.

Es lässt sich kaum eine intensivere, eindringlichere Darstellung des leidenden Jesus vorstellen als dieses Andachtsbild: Geradezu in radikaler Nahansichtigkeit wird Jesus, mit Dornen gekrönt, dargestellt, flankiert von Pontius Pilatus zur Rechten und einem Schergen zur Linken. Nur die Köpfe und die Schultern der Figuren sind zu sehen, es gibt kein schmückendes Beiwerk, kein erzählerisches Detail, das Kolorit ist gedämpft und reduziert. Nichts lenkt ab von der Funktion dieses Bildes: den Betrachter zur Compassio, zum Mitleiden anzuleiten.
Diese Tafel ist mit Recht als eines der gelungensten Werke Hans Hoffmanns bezeichnet worden. Der Künstler hat sich offensichtlich intensiv mit diesem Bildthema befasst; obwohl nur wenige Tafelbilder Hoffmanns überliefert sind, gibt es mehrere Versionen des Ecce Homo, unter anderem im Suermondt-Ludwig Museum in Aachen. Vorbilder für derartige Andachtsbilder konnte Hans Hoffmann in der deutschen, niederländischen wie in der italienischen Malerei finden; die erstaunlich extreme Nahansichtigkeit etwa bei Andrea Mantegna und Andrea Solario, den Bildtypus des Ecce Homo bei Niederländern wie Jan Mostaert und Quentin Massys. Eine Inspirationsquelle war zudem ohne Frage der große Albrecht Dürer, von dem die Skizze für den Kopf Jesu beeinflusst ist, die sich in einer Privatsammlung erhalten hat.
Albrecht Dürer – der große Künstler der deutschen Renaissance war Leitstern Hans Hoffmanns und prägte bekanntermaßen dessen künstlerische Karriere. Wie Dürer aus Nürnberg stammend, wurde er zum großen Kenner von dessen Werk, und es war auch diese Kenntnis, die ihm zur Position des Hofmalers am Kaiserlichen Hof in Prag verhalf. Hoffmann trug eine bedeutende Sammlung von Werken Dürers für Rudolf II. zusammen und fertigte Kopien, Varianten und Adaptionen an, die die stupende Kunstfertigkeit Hoffmanns bezeugen (Abb. 1; Lempertz, 17.5.2008, Lot 1081). So wurde Hans Hoffmann neben Rudolf II. zum Protagonisten jener künstlerischen Bewegung in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, die man als Dürer-Renaissance bezeichnet hat.
Aufgrund niederländischer Bildelemente ist das Gemälde in der Vergangenheit Jan van Hemessen zugeschreiben worden; Thomas DaCosta Kaufmann, Princeton, hat jedoch die Autorschaft an Hans Hoffmann bestätigt. Die Eindringlichkeit der Darstellung, die intensive Beschäftigung Hoffmanns mit dem Bildthema wie auch die malerische Ausführung machen es zu einem zentralen Werk im Œuvre des Künstlers.

Hans Hoffmann, Feldhase, Lempertz, Köln, 17.5.2008, Lot 1081.

Provenienz

Cambi Casa d´Aste, Genua 16.11.2017 (als Jan van Hemessen, zugeschrieben). - Seitdem in schweizer Privatbesitz.