Lot 1039 D α

Leonaert Bramer - Pontius Pilatus wäscht seine Hände in Unschuld

Auktion 1266 - Übersicht Köln
17.05.2025, 11:00 - Alte Kunst und 19. Jahrhundert Teil I
Schätzpreis: 8.000 € - 12.000 €
Gebot

Leonaert Bramer

Pontius Pilatus wäscht seine Hände in Unschuld

Öl auf Holz. 58,5 x 44,9 cm.

Leonard Bramer gilt als herausragender Maler seiner Zeit und zugleich als besonders interessante Künstlerpersönlichkeit. Wahrscheinlich hat er seine Ausbildung in Den Haag bei Adriaen van de Venne begonnen und in Utrecht bei Abraham Bloemaert fortgesetzt. Im Alter von 18 Jahren begann er 1614 eine lange Reise über Amiens, Paris, Aix-en-Provence, Marseille, Genua, Livorno und erreichte 1616 Rom, wo er mit Unterbrechungen bis 1627 blieb. In Italien, das er in diesen Jahren auch über Mantua und Venedig ausgiebig bereiste, nannte man ihn Il Leonardo della Notte (Leonardo der Nacht). Sein Aufenthalt in Rom endete abrupt im Oktober 1627, nachdem er in einem Wirtshausstreit in eine Messerstecherei verwickelt war, bei der Claude Lorrain zu schlichten versuchte. Ab 1628 jedenfalls ist er in Delft nachweisbar und arbeitet hier so erfolgreich, dass er bald mehrere Häuser erwerben kann.
Kunsthistorisch würdigt man Leonard Bramer heute als eine eigenständige, in vielerlei Hinsicht in Holland eine Sonderrolle einnehmende Künstlerpersönlichkeit. Das „Chairoscuro“, seine Helldunkelmalerei, hat ebenso römische Wurzeln, die sich von unterschiedlichen Künstlern speiste wie Adam Elsheimer und Caravaggio ebenso wie aus der Malerei seiner Landsleute Rembrandt und Lievens.
Sechs Darstellungen des berühmten Pilatus-Themas sind von der Hand Bramers nachweisbar (siehe Ausstellungskatalog Delft, 1994, S. 291). Eine identische, signierte Komposition wird im Brukenthal Museum in Sibiu aufbewahrt. Bei vorliegender Tafel dürfte es sich um eine eigenhändige, etwas vergrößerte Replik handeln. Möglicherweise gehörte das Gemälde zu einer Passionsfolge. Nach seiner Rückkehr tauchen biblische Themen vermehrt in Bramers Oeuvre auf. Stilistisch steht es Werken aus den 1630er Jahren nahe - etwa den Gemälden „Urteil des Salomon“ von 1640 und "Der Erzengel Gabriel verlässt die Familie des Tobias" von 1637.

Provenienz

Schweizer Privatsammlung. - H. H. Cevat, Lausanne, 1962. - Alfred Brod Gallery, London, 1962. - Slg. Dr. Amir Pakzad, Hannover, 1971. - Seit 1972 als Leihgabe Dr. Amir Pakzad und 1997-2025 als Leihgabe der Familie Dr. Amir Pakzad an das Landesmuseum Hannover.

Literaturhinweise

M. Trudzinski: Verzeichnis der ausgestellten Gemälde in der Niedersächsischen Landesgalerie Hannover. Hannover 1980, S. 45. - M. Trudzinski: Verzeichnis der ausgestellten Gemälde in der Niedersächsischen Landesgalerie Hannover. Hannover 1989, S. 53. - H. Grape-Albers: Niedersächsisches Landesmuseum Hannover. Landesgalerie. Die holländischen und flämischen Gemälde des 17. Jahrhunderts, Hannover 2000, S. 94f., Nr. 16, Farbtaf. XXII.

Ausstellung

Alfred Brod Gallery: Old Dutch and Flemish Masters, London 1962, Nr. 17, m. Abb. - Ausst. Kat. Leonard Bramer (1596-1674), Ingenious Painter and Draughtsman in Rome and Delft, Stedelijk Museum Het Prinsenhof Delft 1994, S. 174, Abb. 39a, S. 291, Nr. 138, I.-G. Seeling, in: Allgemeines Künstlerlexikon, München-Leipzig1992ff, Bd. 13, S. 580.