Jacob Philipp Hackert
Der Tiber bei Rom
Öl auf Kupfer. 21,5 x 31,3 cm.
Signiert und datiert unten Mitte: J. P. Hackert pinx. 1775
Verso eigenhändig bezeichnet: Vue sur le bord du Tibre à Rome.
Das vorliegende Gemälde ist 1775 datiert. Es entstand somit zu einem Zeitpunkt, als Hackert eine entscheidende Stufe seiner römischen Karriere erreicht hatte. Bedeutende Auftraggeber, wie die russische Zarin Katharina II, und zahlungskräftige Sammler aus allen Ländern Europas wetteiferten auf dem römischen Kunstmarkt um seine großen Werkzyklen. Inmitten dieser künstlerischen Produktion überrascht das vorliegende kleinformatige Bild.
Auf der Rückseite notiert der Maler eine genaue Ortsangabe und gibt damit Auskunft über seine Entstehung. Aus Goethes Hackert-Biografie wissen wir zudem von einer Wanderung des Malers in das nördliche Latium in Frühjahr dieses Jahres. Sie ging von Rom aus entlang des Tibers und der antiken Stadtmauer bis zum Monte Soratte, der auf unserem Bild als fernes Ziel zu erkennen ist. Meistens hat Hackert auf seinen Wanderungen gezeichnet, das vorliegende Bild ist aber ein Beispiel dafür, dass er gelegentlich auch kleine Kupferplatten auf seinen Exkursionen dabei hatte und in der freien Natur malte.
In ihrem ausführlichen Gutachten beschreibt Claudia Norhoff die Route und die Umstände, die zur Entstehung dieser besonders feinen und für Hackert außerordentlich intimen Komposition führten. Es handelt sich um eines seiner sehr wenigen „Freilichtbilder“ aus dieser Zeit, ein „Bildgedächtnis“, wie die große Hackert-Kennerin schreibt.
Zertifikat
Dr. Claudia Nordhoff, Rom, Febraur 2025.
Provenienz
Privatbesitz, Braunschweig. - Galerie Gisela Meier, München 1993. - Privatbesitz Deutschland. - Koller, Zürich, 28.3.2014, Lot 3093. - Belgische Privatsammlung.
Literaturhinweise
C. Nordhoff/H. Reimer: Jakob Philipp Hackert 1737-1807. Verzeichnis seiner Werke, Berlin 1994, Bd. I, S. 426 Farbabbildung, Bd. II, S. 37, Nr. 91. – W. Krönig/R. Wegner: Jakob Philipp Hackert, der Landschaftsmaler der Goethezeit. Wien/Weimar 1994. – T. Weidner: Jakob Philipp Hackert, Landschaftsmaler im 18. Jahrhundert. Berlin 1998. – C. de Seta/C. Nordhoff: Hackert. Neapel 2005. – Ausstellungskatalog Jakob Philipp Hackert, Europas Landschaftsmaler der Goethezeit. Hrsg. A. Stolzenburg, Weimar, Klassik Stiftung Weimar/Hamburg, Kunsthalle, 2008. – C. Nordhoff: Jakob Philipp Hackert, Briefe (1761-1806). Göttingen 2012. – C. Nordhoff: Der Meister und sein Schüler: Jakob Philipp Hackert und Francesco Inghirami in den Wäldern der Toskana. In: Jahrbuch der Berliner Museen 54, 2012 (2015), S. 49-77.