Max Ernst
Mon ami Pierrot
1974
Bronze. Höhe 51 cm. Hinten rechts auf der Plinthe signiert 'max ernst' und nummeriert. Hinten am Plinthenrand mit dem Gießerstempel "Susse Fondeur Paris". Exemplar E.A. III/III. Lebzeitguss. Am 29.4.1974 in Auftrag gegeben und vor dem 29.1.1975 fertiggestellt. - Mit schwarz-grüner Patina.
Die Bronzeplastik „Mon ami Pierrot“, „Mein Freund Pierrot“, von 1974 gehört zu den letzten plastischen Arbeiten von Max Ernst. Für den spätberufenen Bildhauer bildet sie Summe und Quintessenz seines plastischen Schaffens.
Dem ikonografisch und technisch reichen malerischen und grafischen Werk Ernsts schloss sich ein überschaubares plastisches Oeuvre an, das um 1934/1935 im Pariser Atelier mit Werken in Gips fortgesetzt wurde. Seiner Collagetechnik folgend, kombinierte er auch bei seinen Plastiken unterschiedlich geformte, dreidimensionale Elemente miteinander und überführte sie einer neuen Bedeutung. Durch das Ausgießen von Hohlformen, etwa kleinen Töpfen, Muscheln und flachen Schalen, gewann Ernst ein Repertoire von Einzelelementen aus Gips, die er frei assoziierend zu menschlichen oder tierischen Wesen zusammensetzte. Durch den anschließenden Guss in Bronze verbanden sich die verschiedenen Fragmente wie Muscheln, Teller und Trichter zu einer neuen, allein vom Künstler bestimmten Plastik. In diesem Sinne schichtete Ernst auch für „Mon ami Pierrot“ verschieden runde Formen übereinander und bekrönte diese mit einem trichterartigen Element. Mit zwei kleinen, halbrunden Formen als Augen und drei Muscheln als Füße wurde sein Wesen ‚lebendig‘. In die so entstandene breite Mundspalte fügte er eine spitz zulaufende Form als Zunge hinzu. Mit dem Titel „Pierrot“ bezog Ernst sich auf die komische Gestalt des italienischen Volkstheaters „Commedia dell’Arte“, so dass „Mein Freund Pierrot“ als lustvoll-witzige Figur interpretiert werden darf.
Werkverzeichnis
Pech 212; nicht mehr bei Spies
Provenienz
Privatsammlung Schweiz
Literaturhinweise
Jürgen Pech, Max Ernst. Plastische Werke, hg. von der Kreissparkasse Köln, Köln 2005, S. 212 f., mit Farbabb.