Lot 156 D α

Wilhelm Brücke - Unter den Linden

Auktion 1272 - Übersicht Berlin
21.06.2025, 11:00 - The Berlin sale
Schätzpreis: 50.000 € - 60.000 €
Gebot

Wilhelm Brücke

Unter den Linden

Öl auf Leinwand (doubliert). 23,5 x 37,5 cm.
Signiert und datiert unten rechts: W. Brücke 1838.

Von den namengebenden Lindenbäumen gerahmt zeigt die vorliegende Vedute den Berliner Prachtboulevard Unter den Linden. Entlang der zu beiden Seiten aufgereihten Architekturpretiosen geht der Blick des Betrachters auf das im Hintergrund nur noch schemenhaft zu erkennende Berliner Residenzschloss. Am linken Bildrand ist unter den Bäumen zunächst das 1748 bis 1766 errichtete Palais des Prinzen Heinrich zu sehen, das 1809 zum Hauptgebäude der neugegründeten Universität zu Berlin (heute Humboldt-Universität) wurde. Von der dahinter liegenden, deutlich niedrigeren Neuen Wache, die von 1816 bis 1818 nach Plänen Karl Friedrich Schinkels errichtet wurde, ist lediglich die übergiebelte Fassade zu erkennen. Dahinter erhebt sich das wiederum deutlich mächtigere, barocke Zeughaus von 1695/1706.
Am rechten Bildrand geht der Blick vom Alten Palais, das nach Plänen von Carl Ferdinand Langhans von 1834 bis 1837 als Wohnsitz für Prinz Wilhelm von Preußen, den späteren Kaiser Wilhelm I., gebaut wurde, über die Staatsoper, die König Friedrich II. nach Plänen Georg Wenzeslaus von Knobelsdorffs im Stil des Rokoko von 1741 bis 1743 errichten ließ, wiederum zu dem in der Ferne sich verlierenden Stadtschloss in der Bildmitte, das von einem sonnengelb leuchtenden Himmel überwölbt wird.
Im vorderen Bildbereich wird die prachtvolle Architektur durch eine abwechslungsreiche und fantasievolle Staffage ergänzt. Zu sehen sind hier u.a. Reiter, auf Bänken sich ausruhende Bürger, Kinder, Hunde und schließlich ein Mann, der auf einer Leiter stehend ein Flugblatt oder ein Plakat an einem Baum befestigt.
Wilhelm Brücke gehört neben Eduard Gaertner zu den bedeutendsten Architekturmalern Berlins im 19. Jahrhundert. Seine Ansichten der aufstrebenden Metropole zeichnen sich durch ihre präzise Zeichnung, das warme Kolorit und die Verbindung weiter Perspektiven mit einer vielfältigen Figurenstaffage aus.

Provenienz

Vormals im Besitz des Bürgermeisters Willy Brandt.

Literaturhinweise

Vgl. Seling/Grässle/Kemper, Burg Hohenzollern. Stammsitz des preußischen Königshauses, 1992, Abb. S. 50, die größere Version Inv. GK I 819.
S.a. Kat. Stadtbilder. Berlin in der Malerei vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Berlin 1987, Nr. 52.
Für diese Hinweise danken wir Herrn Dr. Thomas Kemper.