Lot 400 D α

Bedeutender Doppelmaserpokal aus der Sammlung Walter von Pannwitz

Auktion 1275 - Übersicht Köln
21.11.2025, 11:00 - Kunstgewerbe - Silber
Schätzpreis: 25.000 € - 30.000 €
Gebot

Bedeutender Doppelmaserpokal
aus der Sammlung Walter von Pannwitz

Zirbenholz, Kupfer; feuervergoldet, Silber, Email. Bestehend aus zwei ineinandergesteckten, stark gebauchten Holzschalen in einer krappengefassten vergoldeten Kupfermontierung. Konischer Fuß mit getriebenem radialem Strahlendekor; die Zarge mit durchbrochenem Vierpassornament. Die untere Holzkuppa mit glattem Lippenrand; die Wandung mit tordierten Kanneluren. Der montierte Griff in Form eines gotischen Erkers mit Türmchen und Zinnen sowie fein gravierten Fenstern und Dachschindeln.
Die aufgesteckte obere Kuppa ebenfalls kanneliert. Der Fuß mit identischem Dekor; die Bodenplatte darunter mit fein gesägtem und graviertem Blattwerk. Im Zentrum eine runde Plaque mit rot-grünem Grubenschmelzemail; darin die Darstellung eines bekrönten Greifen im Dreipass. Unter dem Fuß der unteren Kuppa rote Lacknummer 396. Ungemarkt. H 21; B 18,3; T 14,5 cm.
Süddeutschland oder Schweiz, um 1500.

Ernst Bassermann-Jordan schreibt in seinem Vorwort zum Katalog der Versteigerung der Sammlung Pannwitz bei Hugo Helbing in München im Oktober 1905: Ein gotischer Doppelpokal aus Zirbelholz in vergoldeter Kupfermontierung, stellenweise durch Schmelz gehöht, ist nicht nur als außerordentlich seltene Antiquität, sondern auch als Gerät von vollendeter und eigenartiger Form hervorzuheben. Die Gotik, deren Kunst Architektur ist, hat daran selbst den Henkel als Bauwerk, nämlich als Burg mit Zinnen, Türmen und Erkern gebildet.

Provenienz

Ehemals Slg. von Pannwitz, München, verst. Hugo Helbing, München 24./25. Oktober 1905, Lot 72, Abb. Tafel XV; verst. Koller, Zürich, 18./19. Juni 1971, Lot 1794, Abb. Tafel 34; Hessische Privatsammlung.

Literaturhinweise

Zum Typus vgl. Heinrich Kohlhaußen, Der Doppelkopf, Seine Bedeutung für das deutsche Brauchtum des 13. bis 17. Jahrhunderts, in: Zeitschrift für Kunstwissenschaft, Heft 14, 1960, S. 24 ff., sowie, ders., Der Doppelmaserbecher auf der Veste Coburg und seine Verwandten, in: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung, Coburg 1959, S. 109 ff. Verschiedene Ausführungen abgebildet bei Kohlhaußen, Nürnberger Goldschmiedekunst des Mittelalters und der Dürerzeit 1240 - 1540, Berlin 1968, S. 146 ff. Ein ungemarkter 'Maserkopf' in der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich, bei Alain Gruber, Weltliches Silber, Bern 1977, Nr. 55. Vgl. auch einen Maserpokal in der Sammlung Bloch-Baur/Pick, abgebildet im Kat. Die Wiener Silbersammlung Bloch-Baur/Pick, Wien 2008, S. 26 f.
Zum Dekor vgl. Barbara Schock-Werner, Burgenmodelle im Kunstgewerbe des 16. Jahrhunderts, in Burgen und Schlösser, Band 30, Nr. 1, 1989, S. 40 ff.

Ausstellung

Retrospektive Ausstellung, München 1901; Exposition Rétrospective d'Objets d'Art, St. Petersburg 1904.