Lot 1011 D α

Frans Francken d. J. - Das Festmahl des Herodes

Auktion 1276 - Übersicht Köln
22.11.2025, 11:00 - Alte Kunst und 19. Jahrhundert Teil 1
Schätzpreis: 60.000 € - 80.000 €
Gebot

Frans Francken d. J.

Das Festmahl des Herodes

Öl auf Holz. 54,5 x 74,5 cm.
Signiert und datiert unten links: F. Francken/1611.

„Erbitte von mir, was du willst, und ich will es dir geben.“ Dieses unbedachte Versprechen gibt Herodes Salome, der schönen Tochter seiner Frau Herodias, nachdem sie ihn und seine Gäste mit ihrem Tanz verzückt hat. Von ihrer Mutter angestachelt fordert Salome ein Geschenk, das Herodes schaudern lässt, das er ihr jedoch nicht mehr verweigern kann: auf einer Schale präsentiert das Haupt Johannes‘ des Täufers.
Die außergewöhnlich dramatische biblische Erzählung, insbesondere im Markusevangelium (Markus VI,14-29; Matthäus XIV, 1-12), bietet Frans Francken die Möglichkeit zu demonstrieren, warum er der unbestrittene Meister des Kabinettbildes im Antwerpen der Rubenszeit war: Die Figurenkomposition der Bankettszene ist verdichtet, die Darstellung der drei Protagonisten – Herodes, Herodias, Salome –psychologisch zugespitzt. Trotz des mittleren Formats wirken die Figuren monumental, zugleich zeigt sich in Details, etwa in der Wiedergabe der kostbaren Kostüme, die Virtuosität des Künstlers. Wie der furchtsame Herodes auf das Haupt des Johannes zeigt, Herodias zu seiner Rechten ihn zu beschwichtigen sucht und Salome an die Tafel schreitet, all das ist der großen Historienmalerei entnommen. Auf makabere Weise ist die Schale mit dem abgeschlagenen Haupt des Heiligen auf der reich gedeckten Festtafel abgestellt, möglichst weit weg von Herodes, ziemlich genau im Zentrum der Komposition platziert.
Frans Francken hat das Festmahl des Herodes in mehreren Fassungen gemalt, es lassen sich zwei Varianten unterscheiden: In der einen Variante ist die Festtafel bildparallel angeordnet – wie im vorliegenden Werk oder der Version in Dünkirchen (Musée des Beaux-Arts; Inv.-Nr. 169). Die andere Variante zeigt die Tafel auf der linken Seite und diagonal in den Bildraum gestellt (Abb. 1; Statens Museum for Kunst, Kopenhagen, Inv.-Nr. 4457). Diese Variante betont die Tiefenräumlichkeit der Bildarchitektur, folgerichtig stellt eine der Versionen eine Zusammenarbeit mit dem Architekturmaler Paul Vredeman de Vries dar (ehemals Sammlung Tritsch, Wien; vgl.: Ursula Häring: Frans Francken der Jüngere (1581-1642), Die Gemälde mit kritischem Œuvrekatalog, Freren 1989, S. 258-259, Nr. 95-98).

Abb. 1: Frans Francken der Jüngere, Salome mit dem Haupt Johannes‘ des Täufers, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst.

Provenienz

Sotheby's, London, 4.12.1997, Lot 136. - Johnny Van Haeften, London. - Dort 1998 erworben und seitdem in deutscher Privatsammlung.