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Lot 226 Dα

Martin Kippenberger - Don't wake up Daddy - Schreber

Auktion 830 - Übersicht Köln
02.12.2002, 00:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 18.000 € - 20.000 €
Ergebnis: 18.880 € (inkl. Aufgeld)

2-teilige Arbeit: Holzrelief, lackiert 90 x 73 x 5,3 cm und Lattenholzzaun (zerlegbar in 3 Teile) je 114 x 127 cm bzw. 114 x 105 cm.
Mit beiliegendem, von Kippenberger 1995 signierten Fotozertifikat der

Galerie Bärbel Grässlin, Frankfurt

Zur Entstehungsgeschichte der mehrteiligen Installation dieses Themas schreibt Ohrt:
"[...] fragte sich Kippenberger, was man noch machen kann gegen die Fesselung der Kunst im Kunstwerk und der eigenen Geschichte. Michael Krebber gab lakonisch zurück: Kunst ist Schrebergarten, Strebertum. Kippenberger nahm den Hinweis ernst und durchforschte den berühmten Fall Schreber, Sohn des Erfinders der Kleingärtnerkultur. Schon im Vorjahr war er auf das Kinderspiel "Don´t Wake Daddy" gestoßen, und nun ließen sich die beiden Themen vermischen. Die Karten des Brettspiels beschwören in knalligen Symbolen gefährliche Lärmfallen im Haus des schlafenden Vaters, und Kippenberger ließ sie in Holz schnitzen. Aus dem pädagogisch wertvollen Material schlägt ihre verpuppte Hysterie noch stärker hervor. Ausgestellt wurden die zehn Verbotstafeln jeweils über einem besonders gestalteten Lattenzaunkarree, das ein kleines Stück Museumsfußboden vor dem Exponat als das bewachte Areal des Vaters ausgrenzt." (Roberto Ohrt, Kippenberger, Hg. Angelika Taschen und Burkhard Riemschneider, Köln 1997, S. 16-17).
In der Ausstellungsrezension zur Frankfurter Ausstellung heißt es in Hinblick auf dieses "urdeutsche Phänomen" der Kippenbergerischen Schrebergärten: "...umrahmt ein Holzzaun wie ein Laufstall ein Bodengeviert. An der Wand darüber hängt ein Holzrelief, auf dem eine Tür zu sehen ist. Saubere Schnitzarbeit für eine sonderbare Verwahranstalt? Kippenberger, an psychiatrischen Fragen schon lange interessiert, hat sich hier mit Moritz Schreber, dem Begründer der Schrebergartenbewegung, und dem Schicksal von dessen Sohn Paul auseinandergesetzt. Der wurde vor hundert Jahren in eine psychiatrische Anstalt eingeliefert, weil er behauptete, die Natur spräche zu ihm. [...] Paul Schreber war streng autoritär erzogen worden, mußte seine Homosexualität unterdrücken und wurde mit Ermahnungen und Verboten geknebelt, wenn er den Mund aufmachte." (N.N., Von Komik und Krankheit, in: Süddeeutsche Zeitung Magazin, 3.1.1995).

Literaturhinweise

N.N., Von Komik und Krankheit, Martin Kippenbergers Schrebergarten in der Frankfurter Galerie Grässlin, in: Süddeutsche Zeitung Magazin, 3.1.1995
vgl. Martin Kippenberger in Tirol, Sammlung Widauer, Text Roberto Orth, Köln 2000, S. 96-97 mit Farbabb. der Installation, die im Rahmen der Ausstellung im Konstmuseum Ystad 2000 gezeigt wurde.
Vgl. Roberto Ohrt, Kippenberger, Hg. Angelika Taschen und Burkhard Riemschneider, Köln 1997, S. 194-195 mit Farbabb. der Installation "Don´t wake up daddy", die im Rahmen der Ausstellung "Cocido y crudo" im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia gezeigt wurde.