Alexej von Jawlensky - Grosse Meditation: Hoffnung - image-1

Lot 793a Rα

Alexej von Jawlensky - Grosse Meditation: Hoffnung

Auktion 831 - Übersicht Köln
04.12.2002, 10:30 - Moderne Kunst 4. Dez. 2002
Schätzpreis: 40.000 € - 45.000 €
Ergebnis: 63.720 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf Papier 25,7 x 19,3 cm, auf Karton aufgezogen und mit einer dünnen Bienenwachsschicht firnisartig überzogen, unter Glas gerahmt. Links unten rot monogrammiert A.J. und rechts datiert 36. Auf der Rückseite des Unterlagekartons von fremder Hand bezeichnet und betitelt "rücks. Hoffnung". - Die schwarze Umrandung ist besonders im linken und oberen Rand unregelmäßig angeschnitten. In der Mitte mit winzigem Farbabrieb (kleine Druckstelle).
M. Jawlensky / L. Pieroni-Jawlensky / A. Jawlenski-Bianconi Nr. 2337

Das interessante und vielfältige Spätwerk Alexej von Jawlenskys verdankt seine Besonderheit, das außerhalb des sonstigen Kunstschaffens seiner Zeit stehende Fixiertsein auf lediglich e i n e n Motivkomplex, nämlich die Gestaltung von Köpfen (und das meint im engeren Sinne dann das auf eine einfache Form gebrachte Christusantlitz: Mystische Köpfe, Heilandsgesichte, Abstrakte Köpfe und Meditationen) drei biographischen Tatsachen: Bereits in den ersten Jahren nach der Emigration in die Schweiz, als Jawlensky begann, Bilder in Serien zu malen (Variationen über ein landschaftliches Thema), suchte er nach einem neuen Ansatz für seine Kunst: "Ich fühlte, daß ich eine andere Sprache finden mußte [...]", schrieb er dem langjährigen Freund Jan (Pater Willibrord) Verkade. "Ich verstand, daß ich nicht das malen mußte, was ich sah, sondern nur das, was in mir war, in meiner Seele lebte." (Alexej Jawlensky, An P. Willibrord Verkade, zit. nach: Das Kunstwerk, 2. Jahrgang Heft 1/2, 1948, S. 49). Bald wurde die Einfachheit der bildnerischen Mittel aber auch durch eine sich im Laufe der Zeit ständig steigernde Erkrankung der Hände und Arme erzwungen, die 1937 zu völliger Bewegungsunfähigkeit führte. Dieses für einen Maler besonders schwere Schicksal ertrug er nur mit seiner tiefen Gläubigkeit, die in die Bilder nun einging. Früh schon wurde die Farbenglut der immer sehr ähnlich angelegten, von der eingeschränkten Bewegung vorgegebenen Kompositionen in ihrer Wirkung mit der Ausstrahlung von Ikonen verglichen: Als der mit Jawlensky in Wiesbaden befreundete Maler Alo Altrip die ersten Meditationen sah, sagte er bewundernd zu dem Künstler: "Für mich sind Sie der Ikonenmaler des 20. Jahrhunderts", worauf Jawlensky antwortet: "Ja, das kann vielleicht sein." (Alo Altrip, Erinnerungen an Jawlensky, Tonbandprotokoll, M.S., Wiesbaden 1987, S.39, zitiert nach Bernd Fäthkes Expertise S. 5). Clemens Weiler, der erste Biograph des Künstlers, äußerte dazu in seiner 1959 erschienenen Monographie: "Das von Jawlensky gefundene Christusbild ist ein ganz östlich bestimmtes und nur ihm eigenes. Es ist aus eigenen seelischen Tiefen hervorgeholt und muß einem abendländischen Betrachter ketzerisch erscheinen, da es nicht auf historische Anschauung begründet ist. Die alte Ikone war das Abbild einer überpersönlichen Idee und durfte und mußte sogar gerade deswegen immer unverändert bleiben. Das Christusbild Jawlenskys ist in diesem Sinne keine Ikone. Vielleicht aber gehört es auf die "Altäre einer zukünftigen Religion", von der Franz Marc sprach. Jawlensky machte als Maler, nicht als Denker, die "geheimen Naturgesetze", von denen Goethe gesprochen hatte, auf psychischem, seelischem Gebiet im Bild sichtbar." (Clemens Weiler, Alexej Jawlensky, Köln 1959, S. 103).

Werkverzeichnis

2337 M. Jawlensky / L. Pieroni-Jawlensky / A. Jawl

Zertifikat

Mit einer Photo-Expertise des Alexej von Jawlensky-Archivs, Locarno, vom 17.10.1993; einem naturwissenschaftlichen Gutachten von Elisabeth und Erhard Jägers, Bornheim vom 5.9.2002 sowie einer Expertise von Bernd Fäthke, Wiesbaden vom 6.9.2002

Provenienz

Sammlung Rosenberger, Rheinfelden; Sammlung Lydia Lotte; Maria Raschke, Wiesbaden (bis 1948); seitdem im Familiennachlaß, Brandenburg (zu DDR-Zeiten vor dem Zugriff der Behörden verborgen gehalten)