Georg Tappert - Bäume in hügeliger Landschaft - image-1

Lot 935 Dα

Georg Tappert - Bäume in hügeliger Landschaft

Auktion 842 - Übersicht Köln
28.05.2003, 10:30 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 35.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 37.760 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf Leinwand, doubliert, 80,5 x 80,3 cm, gerahmt. Oben rechts violett signiert Tappert.
Wietek 158

Tappert, dessen Malerei so sehr von der Großstadtthematik und vom Figurenbild geprägt war, lebte in den Jahren 1906 - 1909 in Worpswede und pflegte nicht nur Kontakt zu den Künstlern der Kolonie dort, sondern hier wird auch Wilhelm Morgner, nur wenig jünger als er, sein Schüler. Morgner folgt ihm nach Berlin an die 1910 gegründete "Moderne Schule für freie und Angewandte Kunst", die Tappert mit Moritz Melzer ins Leben gerufen hatte.
Die vorliegende Landschaft, nach Wietek wohl in den Jahren 1915 - 1918 entstanden, erinnert in manchem entfernt an die Produktion seines berühmt gewordenen Schülers, in der motivlichen Beschränkung wie in der gewählten nahsichtigen Perspektive, im Abstraktionsgrad der Formen und in der Linearität des intensiven, eigentümlich dichten Farbauftrages. Die Baumkronen erfahren eine geometrisierende Stilisierung, die auf große Flächenwirkung zielt.
"Eigentümlicherweise reagierte Tappert auf den Ausbruch des ersten Weltkriegs damit, daß er einige Landschaftsbilder malte. Seine Reaktion während des nationalsozialistischen Terrors erscheint damit paradigmatisch vorweggenommen. Angesichts von Bedrohung im Krieg malte er lothringische Szenerien, Landschaften und auch einige Fabriken, er malte also erneut, was ihm vor Augen stand, die vorhandene Wirklichkeit, jedoch ohne etwa stilistisch zum Realisten zu werden. Dies zeigt sich in den nach 1915 entstehenden Figurenbildern auf das deutlichste. In ihrer facettierten Struktur, in ihrer kaleidoskopartigen Räumlichkeit und in ihrem scharfen Kolorit kündigt sich jener revolutionäre Impetus an, den Tappert zum Protagonisten des Revolutions-Expressionismus, der 'Novembergruppe', des 'Arbeitsrates für Kunst in Berlin' machen sollten. Kaum ein anderer Maler von Rang hat sich so entschieden wie Tappert für eine revolutionäre Kunst als Äquivalent der jungen Republik engagiert, keinen hat deshalb nach Hitlers Machtantritt die Verfolgung so schnell getroffen wie ihn." (Heinz Spielmann in: Ausst. Kat. Georg Tappert. Das Vermächtnis. Werke der Georg-Tappert-Stiftung, Kloster Cismar, Schloß Gottorf Schleswig 1995, S. 9).

Werkverzeichnis

158 Wietek