3 Lacktafeln, schablonengespritzt, 30 x 19,7 cm, 30,4 x 19,5 cm bzw. 30,4 x 19,7 cm, zusammen unter Glas gerahmt. Tafel I an der oberen rechten Ecke mit geringfügigem Farbausbruch; Tafel II unten rechts unter Farbverlust leicht abgeknickt, die Farbe nicht fachmännisch ergänzt, die rechte untere Ecke mit kleiner Farbabplatzung, ebenso ergänzt.
Oskar Schlemmer war ein außerordentlich erfinderischer und experimentierfreudiger Künstler. Als ihn nach der Verfehmung als "entarteter" Künstler 1937 und unsteten Jahren des künstlerischen "Untertauchens", in denen er - auch um den teurer gewordenen Hausbau in Sehringen bei Badenweiler finanzieren zu können - praktisch jede Arbeit wo auch immer annehmen mußte, war der Auftrag des Wuppertaler Lackfabrikanten Kurt Herberts, in seinem Wuppertaler Unternehmen ein Labor für lacktechnische Versuche einzurichten, eine außerordentlich glückliche Fügung. Schlemmer traf dort auf einen großzügigen Mäzen und eine für die schwierige Zeit ungewöhnliche Schar von illustren Mitarbeitern, zu denen Willi Baumeister, Georg Muche, Max Peiffer Watenphul, Alfred Lörcher, Carl Barth u.v.a. gehörten.
Die vorliegenden Lacktafeln entstanden wohl in Hinblick auf das geplante Lackkabinett im Hause Döppersberg 24: In einem Demonstrationsraum sollten in die Wände verschiedenfarbige, jeweils gleichgroße und auswechselbare Lacktafeln eingelassen werden. Das Projekt wurde, obwohl schon weit fortgeschritten, aus finanziellen Gründen nicht realisiert; einzelne erhaltene Lacktafeln sowie zahlreiche Entwürfe, die sich u.a. in der Sammlung Heinz Rasch, Wuppertal, sowie im Nachlaß-Konvolut des Von der Heydt-Museums befinden, geben einen Eindruck von der geplanten Architektur und Ausstattung dieses ungewöhnlichen Raumes.
Die Lackmuster wurden auf sehr sorgfältig weiß grundierten starken Pappen ausgeführt - kleine Nadelstichlöcher bezeichneten die Anlegpunkte für die Schablonen - und mit einer kleinen schwarzen Umrandung versehen. An Julius Bissier, mit dem er in seinen letzten Jahren eng befreundet war, schrieb er in einem Brief vom 31.3.1942: "Über Lacklasur nur so viel, daß z.Zt. der Lackiermeister nach meinen Angaben sehr reizvoll stark farbige geometrische Formen übereinander spritzt, auf weißen Grund. Es ist da viel auf simple Weise zu erreichen u. zu klären [...]." (zitiert nach: Karin v. Maur, Oskar Schlemmer, Oeuvrekatalog [...] München 1979, S. 189).
Werkverzeichnis
v. Maur G 657, G 656 und Variante zu G 656
Zertifikat
v. Maur G 657, G 656; Karin v. Maur hat nach Vorlage von Photographien die Autorschaft Schlemmers für Tafel III (Variante zu G 656) nicht ausgeschlossen.
Provenienz
Sammlung Prof. Dr. Kurt Herberts, Wuppertal