Joannis Avramidis - Kleine Humanitassäule I - image-1
Joannis Avramidis - Kleine Humanitassäule I - image-2
Joannis Avramidis - Kleine Humanitassäule I - image-1Joannis Avramidis - Kleine Humanitassäule I - image-2

Lot 13 D

Joannis Avramidis - Kleine Humanitassäule I

Auktion 1177 - Übersicht Köln
17.06.2021, 18:00 - Moderne/Zeitgenössische Kunst - Evening Sale
Schätzpreis: 70.000 € - 100.000 €
Ergebnis: 75.000 € (inkl. Aufgeld)

Joannis Avramidis

Kleine Humanitassäule I
1963/1986

Bronze mit goldbrauner Patina. Höhe 116 cm. Auf der Plinthe mit punzierter Signatur "AVRAMIDIS" und Nummerierung. Exemplar 5/6.

Das Ideal einer allseits gültigen menschlichen Figur mit vollkommenen Proportionen beherrscht das künstlerische Schaffen von Joannis Avramidis. Durch intensive Studien nach der Natur und nach den archaischen und klassischen antiken Statuen konstruiert der Künstler gegen Ende der 1950er Jahre ein eigenes mathematisches Proportionsschema der menschlichen Figur und gelangt so zu einem ewiggültigen Zeichen des Menschen - statisch, entindividualisiert und allansichtig in sich geschlossen.
Diese perfekt proportionierte Gestalt setzt er als Einzelfigur, aber auch in mehrfigurigen Gruppen um. Er lässt sich dabei von utopischen Idealvorstellungen der griechischen Antike und der Renaissance leiten, gemäß derer die menschliche Existenz und Gemeinschaft von Freiheit, Gerechtigkeit und Harmonie geprägt sind.
Avramidis' Werke sind gleichermaßen abstrakt und figürlich. „Grundsätzlich ist jedes Kunstwerk in Wahrheit abstrakt, weil der Akt der Schöpfung wesentlich ein Abstraktionsprozess ist. Das Gegenteil wäre ein abbildendes Werk, das ich nicht als schöpferisch bezeichne“, führt er selbst aus (zit. nach: Ausst.Kat. Joannis Avramidis, Leopold Museum Wien 2017, o.S.). Der Grad der Abstraktion wird noch in der Humanitassäule gesteigert, einer Bildidee, die der Künstler Mitte der 1960er Jahre entwickelt. Hierbei setzt er zu einem Rund geschlossene Figurengruppen in mehreren Ebenen übereinander, wodurch ein reliefierter Säulenschaft entsteht. Die menschliche Gestalt geht damit gänzlich in einer Gruppe von Gleichen auf. Die Humanitassäulen sind als Bestandteil eines Rundtempels geplant, ein architektonisches Projekt, dessen Konzeption Avramidis in Zeichnungen und Modellen ausführlich ausarbeitet, das letztendlich jedoch nicht realisiert wird.

Literaturhinweise

Werner Hofmann, Joannis Avramidis, Der Rhythmus der Strenge, München 2011, S. 55 mit Abb. des Atelierhof des Künstlers an der Akademie der bildenden Künste Wien (anderes Exemplar)

Ausstellung

Wien 2012 (Galerie bei der Albertina Zetter), Joannis Avramidis, Hommage zum 90. Geburtstag 2012, Ausst.Kat.Nr.24, S.56/57 mit Farbabb. (anderes Exemplar)
Athen 1997 (National Gallery, Alexandros Soutzos Museum), Joannis Avramidis (anderes Exemplar)