Lot 213 Dα

Mit Miete Strom Gas hatte Kippenberger seine erste große Museumsausstellung in Deutschland, die lange Zeit weitgehend singulär geblieben ist.

Im Jahr 2003, dem Jahr, in dem Kippenberger seinen 50. Geburtstag gefeiert hätte, fand im ZKM Karlsruhe eine große Retrospektive statt: Martin Kippenberger - Das 2. Sein. In ihrem Beitrag "Wer war eigentlich mein Bruder?" schreibt Susanne Kippenberger:

"Das Bild, das man von ihm zeichnen muss, ist komplexer, als Feinde und Fans gern hätten. So komplex wie die Kunst. Wer mein Bruder war? Ein Anarchist und Gentleman, Männerbündler und Frauenfreund, großer Bruder und kleiner Bruder, ein Alleinunterhalter, der alles, nur kein Einzelgänger war. Einer, der den Kunstbetrieb attackiert und unterwandert - und mitgespielt hat in ihm. Der die Kunst vom Olymp auf die Erde zog. [...]
Als "Spiderman" hat er überall Netze gesponnen, Tag und Nacht und überall, "Martin war immer im Dienst": Wahrheit ist Arbeit. Auch diese Grenze hat er überschritten, die zwischen Leben und Kunst. "Mich gibt es halt insgesamt und immer sehr eindeutig als "lebendes Vehikel". Jedes Fest war ein Fest und zugleich Bühne und Rohstoff für neue Werke. [...]
Nein, er war nicht normal, und wo Normalität gefordert war, ist er immer wieder angeeckt, in der Schule ebenso wie im Kunstbetrieb, in dem Kaufhaus, in dem er zum Dekorateur ausgebildet werden sollte, der Familie, im Kunstbetrieb. [...]
Der Witz, der Spott, die (Selbst-)Ironie. Das Spiel mit der Pose, der Ehrgeiz, die Angeberei, die Respektlosigkeit gegenüber der Macht. Die Grenzüberschreitung zwischen dem Banalen und dem Erhabenen." (Susanne Kippenberger, Wer mein Bruder war? in: Ausst.Kat. Martin Kippenberger, Das 2. Sein, Museum für Neue Kunst/ZKM Karlsruhe, Köln 2003, S. 132, 136 und S. 148).