Genter Meister - TRIPTYCHON. - image-1

Lot 1052 Dα

Genter Meister - TRIPTYCHON.

Auktion 856 - Übersicht Köln
22.05.2004, 10:30 - Alte Kunst
Schätzpreis: 200.000 € - 300.000 €
Ergebnis: 404.600 € (inkl. Aufgeld)

Genter Meister

TRIPTYCHON.

Das Problem der Zuschreibung dieses herrlichen Altars konnte bisher nicht endgültig geklärt werden. Elisa Bermejo publizierte ihn in ihrem Corpus der frühen flämischen Gemälde in Spanien 1980 als Werk des zwischen 1470 und 1500 in Brüssel tätigen "Meisters der Barbara-Legende", der ein Nachfolger Rogier van der Weydens war. - T.-H. Borchert vom Groeninge Museum in Brügge, dem wir für seine liebenswürdige Unterstützung danken, kam anhand von Photos des Triptychons zu einem anderen, differenzierteren Urteil. Er schreibt: "Allem Anschein nach handelt es sich bei diesem interessanten Stück um das Werk eines in den 1490er Jahren in der Nachfolge des Dieric Bouts und vor allem des Hugo van der Goes tätigen Malers. Der Stifterflügel scheint indirekt von Dieric Bouts' Sakramentsaltar in der Löwener Pieterskerk beeinflusst, während die rechte Tafel (als) eine Paraphrase des kleinformatigen, zu Recht an Van der Goes zugeschriebenen Diptychons in Wien gelten muss. Auch die Verkündigungsdarstellung geht letztlich auf das von Van der Goes im Portinarialtar entwickelte Annunciationsschema zurück, die natürlich in der Gent-Brügger sowie der Brüsseler Tafelmalerei eine breite Nachfolge fand - die Hintergrundarchitektur scheint indes Reflexe des Columba-Altares von Van der Weyden aufzuweisen.... Dies alles deutet auf eine Entstehungszeit des Triptychons um 1500, und macht vor allem Gent als Entstehungsort wahrscheinlich".
In einem zweiten Schreiben ging Borchert noch einmal auf die Frage der Zuschreibung ein: "Nach den Abbildungen urteilend, scheint mir sowohl die Zuschreibung der Landschaft an den Meister des gestickten Laubes sowie die der Figuren an den Meister der Barbara-Legende eher zweifelhaft. Zwar gibt es gewisse Übereinstimmungen im Bezug auf die typisierten Physiognomien Evas, der Madonna sowie der Engel mit dem Hauptwerk des Barbara-Meisters im Brüsseler Museum, doch finde ich die Parallelen eigentlich nicht stark genug, um hierauf eine Zuschreibung an eine in Brüssel tätige Werkstatt zu gründen... Ich würde weiterhin für eine Lokalisierung nach Gent plädieren...".
M.J. Friedländer, der große Connoisseur der altniederländischen Malerei und Verfasser dies vielbändigen Standardwerkes, äußerte sich zu unserem Triptychon in einem Brief von 1945 so: "Das Bild, dessen Photo ich zurücksende, war mir bekannt, freilich nur aus der Abbildung. Der Pariser Händler Jonas hat mir die Photo davon vor einigen Jahren geschickt. Einen Autornamen kann ich leider nicht vorschlagen. Gute Qualität und guter Zustand. Flämisch um 1490. Eine Verkündigung, ähnlich komponiert, mit dem Pfeiler, der den Engel überschneidet, vielleicht von demselben Meister im Museum in Brüssel 'école néerlandaise XVe siècle'. Ich könnte dieses Triptychon zur Erwerbung empfehlen". Dieser Empfehlung von Geheimrat Friedländer ist nichts hinzuzufügen.

Provenienz

Slg. Grumbach, Guebwiller/Elsaß (1935); Slg. K.W. Forrer, Basel; Auktion Fischer, Luzern, 13.-17.06.1950, Lot 2400 (als Kreis des Hugo van der Goes); Slg. Larragoiti, Madrid; Auktion Fischer, Luzern, 07.11.1985, Lot 1604; Süddeutsche Privatsammlung.

Literaturhinweise

E. Bermejo, La Pintura de los Primitivos Flamencos en Espana, Vol. I, Madrid 1980, S. 177, fig. 166-168.