Martin Kippenberger - Ohne Titel (Selbstporträt) - image-1

Lot 244 Rα

Martin Kippenberger - Ohne Titel (Selbstporträt)

Auktion 858 - Übersicht Köln
04.06.2004, 00:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 15.000 € - 20.000 €
Ergebnis: 85.680 € (inkl. Aufgeld)

Martin Kippenberger

Ohne Titel (Selbstporträt)
1988

Blauer Kugelschreiber, Aquarell und Goauche auf genarbtem schweren Velin. 35,2 x 50,5 cm. monogrammiert

"Picasso als Originalgenie und der Universaltypus des Künstlers konnte Kippenberger nicht ungerührt lassen, da die ungebremste Aktivität und Produktivität des Spaniers in der Kunst wie im Leben Kippenbergers Kritik an damit verbundenen Posen ebenso wie seine eigenen offenbaren Sehnsüchte nach Originalität und Individualität und letzlich danach, Spuren zu hinterlassen, im Nerv trafen. Mit Picasso sah sich Kippenberger mit dem Bild von sich selbst konfrontiert, dass er zugleich am meisten liebte und haßte, weil er fürchtete, es nie erreichen zu können. Picasso zu werden, jetzt, am Ende des Jahrhunderts und da es Picasso schon gegeben hatte, war ein aussichtsloses Unterfangen. Nach Picasso bleiben nur Schiffbrüchige im ursprünglichen Reich der Kunst. [...] ist es doch neben der egozentrischen Thematik und der wilden, rauschhaften und übermäßigen Produktion vor allem das ikonographische Detail der Unterhose, das die Verbindung zu Picasso herstellt. Ausgerechnet an diesem Utensil befestigt Kippenberger seinen Anspruch der Ebenbürtigkeit und äußert so seine selbstverletzende Kritik. Die völlige Plattheit an diesem Punkt ist offenbar die einzig mögliche Strategie, die überhaupt einen erfolgreichen Widerstand gegen das übermächtige Problem zu sichern scheint." (Ralph Melcher, Martin Kippenberger - Das 2. Sein, in: Ausst.Kat. Martin Kippenberger - Das 2. Sein, Museum für Neue Kunst, Karlsruhe, 2003, S. 31-32).