George Grosz - Stilleben mit Hampelmann - image-1

Lot 751 Dα

George Grosz - Stilleben mit Hampelmann

Auktion 859 - Übersicht Köln
05.06.2004, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 50.000 € - 70.000 €
Ergebnis: 53.550 € (inkl. Aufgeld)

George Grosz

Stilleben mit Hampelmann
1927

Öl auf Leinwand 63,5 x 49,6 cm signiert

Mitte August 1927 schreibt George Grosz seinem Freund Otto Schmalhausen aus Cassis, wohin er nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in Pointe Rouge in der Nähe von Marseille mit seiner Familie gezogen war, daß er an drei Stilleben und einer Landschaft male (vgl. Herbert Knust (Hg.), George Grosz, Briefe 1913-1959, Hamburg 1979, S. 106). Zu vermuten ist, daß hier das vorliegende Gemälde mit Hampelmann und Petroleumlampe angesprochen ist; ein kompositorisch ähnlich aufgebautes und ebenso mit einer solchen Lampe ausgestattetes Stilleben mit spanischem Weinkrug in demselben Format hat sich ebenfalls erhalten. Auf Anraten Alfred Flechtheims hatte George Grosz sein Repertoire an Bildthemen erweitert zugunsten von "verkäuflichen" Landschaften und Stilleben, "so daß das anstößige Sujet aus[ge]schaltet" wird. (ebenda, S. 101). Die während dieses Aufenthaltes in Frankreich entstandenen Werke lösen so die sozialkritischen Themen der Weimarer Republik im Stil der Neuen Sachlichkeit ab.
Den beiden bekannt gewordenen Stilleben, dem mit Hampelmann wie dem mit dem Weinkrug, ist die hohe Aufsicht auf einen Tisch mit dicht gedrängt zusammengestellten Gegenständen des täglichen Lebens in einem kleinen Bildraum eigen. Das "Stilleben mit Hampelmann" zeichnet sich zudem durch seinen in der Tradition holländischer Stilleben des 17. Jahrhunderts stehenden Trompe-L'Oeil Effekt aus. So sind die Grenzen innerhalb der Bildrealität verunklärt zugunsten eines vermeintlich größeren Wirklichkeitseindrucks: Die Katze mit Banjo ist als Aquarell an die Wand 'gepinnt' und verhilft dem davor hängenden Hampelmann aus Holz zu einer realeren Bildfaktizität.
Tröte, Hampelmann und Katzenbild weisen den Maler als Familienvater aus, der sich gegenüber Schmalhausen zu seinem Sohn äußert:
"Pedro...macht Gehversuche...Haare hat er mehrere ebenfalls bekommen, na, es ist schon eine einigermaßen anständige Perücke - früher war er doch ein reiner Kahlkopf...ich zeichne ihn fast täglich - schwer bei der dauernden Hampel- und Strampelei." (Knust 1979, op.cit., S. 104).

Provenienz

Privatsammlung Nordrhein-Westfalen