Nina Kogan - Suprematistische Komposition - image-1

Lot 794 Dα

Nina Kogan - Suprematistische Komposition

Auktion 859 - Übersicht Köln
05.06.2004, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 40.000 € - 50.000 €
Ergebnis: 61.880 € (inkl. Aufgeld)

Nina Kogan

Suprematistische Komposition
1921/1922

Öl auf Leinwand 56,5 x 50,3 cm - Mit leichtem kleinteiligen Craquelé und vereinzelten alten Retuschen im hellen Bildgrund. Auf neuem Keilrahmen.

Nach der Ankunft Malewitschs in Witebsk formierte sich 1920 unter seiner Leitung die ansässige Kunstschule zur Vereinigung UNOWIS. U.a. zählten Nina Kogan und El Lissitzky zu den Lehrern. Grundgedanke der UNOWIS war die kollektive Arbeit und die künstlerische Gestaltung beinahe jeden Lebensbereiches, wobei traditionelle Kunst durch neue Formen bereichert und ersetzt werden sollte. Im pädagogischen Bereich wurden neue Studienprogramme und Kunstunterrichtssysteme erarbeitet. Nina Kogan verfaßte ein Flugblatt mit den Lehrinhalten und Zielen der "neuen Schule für Kunstschaffen", in dem es unter anderem hieß:
"Analysiert man, wie Dinge geschaffen werden, wie sich in der irrationalen Sphäre des Menschen und danach in der Realität der Gedanke an eine Sache formiert, so muß man vor allem einsehn, daß jeder Gegenstand aus Gerader, Kurve, Volumen und Fläche zusammengesetzt oder aufgebaut ist, was im Grunde genommen auf die Bewegung eines Punktes zurückgeht. Doch die relevante Gemeinsamkeit besteht darin, daß all die vorgenannten Elemente: Kurve, Volumen, Gerade und Fläche, sich zu einem Körper transformieren und diesen ganzen Körper, das heißt einen Organismus, organisieren. Danach ist die Konstruktion der Elemente, d.h. der Körper zu untersuchen, die durch ein System der Transzendierung entstanden sind. So ergibt sich eine neue Lehrmethode, die sich auf alles in der Natur Sichtbare erstreckt, die erklärt, wie Sachen aufgebaut sind und woraus sie bestehen." (zit. nach: Ausst. Kat. Künstlerinnen der Russischen Avantgarde 1910-1930, Köln 1980 (Galerie Gmurzynska), S.162 f.)
Nina Kogan konzipierte und choreographierte ebenfalls 1920 ein suprematistisches Ballett, das als eine der ersten kinetischen Theateraufführungen gilt. Ohne Handlung wurden ständig sich bewegende Farbflächen, die sich zu Kreuzen, Kreisen oder Quadraten formierten, inszeniert.
Unterschiedliche Rechteck- und Quadratformen und deren rhythmische Verschiebung kennzeichnen auch unsere Komposition, die aus dem so gut wie nicht dokumentierten und wenig überlierferten Oeuvre von Nina Kogan erhalten ist. Ein weiteres suprematistisches Gemälde Kogans befindet sich im Museum Ludwig, Köln (vgl. Evelyn Weiss, Russische Avantgarde 1910-1930, Sammlung Ludwig - Köln, München 1986, S. 63, Nr. 45, mit Abb.)

Zertifikat

Mit einer Fotoexpertise von Wassilij Rakitin, Frankfurt, vom 19.3.2004

Provenienz

Barry Friedman, New York