Hans Thuar - Begegnung im Park - image-1

Lot 1348 Dα

Hans Thuar - Begegnung im Park

Auktion 867 - Übersicht Köln
04.12.2004, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 50.000 € - 60.000 €
Ergebnis: 54.740 € (inkl. Aufgeld)

Hans Thuar

Begegnung im Park
1921

Öl auf Holz ca. 38,5 x 48,5 cm signiert

Die Entdeckung des vorliegenden Gemäldes von Hans Thuar ist eine entscheidende Bereicherung seines Werkes wie auch des rheinischen Expressionismus, erscheint doch die dichte Komposition wie eine Hommage an den früh verstorbenen Freund August Macke und seine Motivwelt. Stilistisch geprägt von den Entwicklungen und Metamorphosen der Kunst vor dem 1. Weltkrieg, vor allem vom Erlebnis futuristischer, kubistischer und expressionistischer Ausdrucksformen, entsteht ein Werk parallel zu dem seines großen Freundes, in engem Austausch und in Abhängigkeit von ihm und doch von eigener Ausdrucksstärke. Thuars beste Bilder datieren aus dem Beginn der zwanziger Jahre, innerhalb des schmalen Gesamtoeuvres weisen sie ihn als temperamentvollen Maler mit zügigem, großen Duktus aus, der in leuchtenden Farben komplexe Strukturen schafft. "Wenn ich von den Jahren vor 1914 absehen will, die wahrhaft geladen mit Energien waren, hat es keine Zeit gegeben, die den Jahren 1919-1924 die Waage halten konnte, obwohl diese Jahre äußerst schwer zu leben waren. Heute weiß man erst, wie intensiv diese Zeit war", äußerte der Künstler im Rückblick (zitiert nach Wolfgang Macke in: Ausst. Kat. Hans Thuar, Bonn 1965, Einleitung).
"Die starke Affinität zum Werk von August Macke durchzieht wie ein leiser und untergründig dahinziehender Stromquell weite Strecken im Oeuvre von Hans Thuar. [...] Das abstrahierende Element vor allem in den Lanschaftsbildern, die Aufteilung in Flächen, die gegeneinandergesetzt sind und oft gleichbedeutend nebeneinander stehen, erfährt nach 1920 eine überhöhende Erneuerung. Nun ist es nicht mehr die Weite der Landschaft, die Hans Thuar darstellt, nun vielmehr ist es der kleine Ausschnitt, der überdimensional gestaltet, oft schon abstrakte Komposition ist." (Dorothea Eimert in: Ausst. Kat. Rheinischer Expressionismus: z.B. Hans Thuar, Düren 1979, o.S., vgl. auch Die Rheinischen Expressionisten, August Macke und seine Malerfreunde, Recklinghausen 1979, S. 392 - 409).
Man empfindet im vorliegenden Fall wie Motiv, Farbe und Form auf geradezu ideale Weise übereinstimmen und jenseits der abstrakten Dynamik, die entfaltet wird, zu einer sehr geschlossenen, intimen Komposition geraten. Wirklichkeitserfahrung und zauberische Empfindung rinnen ineinander: wie in Träumen, in denen ein satter Farbschleier nach dem anderen fällt, kristallisiert sich aus den bewegten Farbbahnen eine Landschaftsinsel, ein Parkmotiv mit einem Paar, das den eleganten, promenierenden Gestalten Mackes so nahezukommen scheint.
"Die Nähe der beiden Maler in Bezug auf ihre Themen- und Motivwahl [...] läßt zugleich das Verschiedenartige ihrer künstlerischen Auffassung hervortreten. Immer scheinen Thuars sorgsam und dicht gemalte Bilder die physische Nähe der in ihnen erfaßten Gegenstände, Menschen oder Landschaftsräume zu vermittlen. Die Farbsubstanz, die in warmen, bisweilen heiter-zarten, bisweilen kraftvoll-dunklen Tönen leuchtet, hält sich an den handfesten Glanz des Diesseitigen. Im eng begrenzten Ausschnitt, in der Nahsicht auf stark gegliederte Szenerien, sucht sie den sinnlich-vitalen, intakten Eindruck einer idealen Welt aufrecht zu erhalten. Vor dem Hintergrund des persönlichen Schicksales wirkt die positive Ausstrahlung dieser Bilder wie ein moralischer Appell." (Katharina Schmidt in: Ausst.Kat. Hans Thuar, Zum 100. Geburtstag, Bonn 1988, S. 7)

Werkverzeichnis

Nicht bei Eggeling

Zertifikat

Mit einer Fotoexpertise von Dr. Ute Eggeling, Düsseldorf

Provenienz

Niederländische Privatsammlung, Familienbesitz