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Lot 745 Dα

Jan Steen - DIE FETTE UND DIE MAGERE KÜCHE.

Auktion 874 - Übersicht Köln
21.05.2005, 00:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 90.000 €
Ergebnis: 89.250 € (inkl. Aufgeld)

Jan Steen

DIE FETTE UND DIE MAGERE KÜCHE.

C. Hofstede de Groot, Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII. Jahrhunderts, Bd. I, Esslingen-Paris 1907, S. 35f., Nr. 118a und 118b (Slg. Munro), 119 und 120 (in dem im RKD, Den Haag, aufbewahrten 'Handexemplar' des Autors sind 118a und 118b mit 119 und 120 gleichgestellt worden, die Versteigerung vom 18.05.1867 war dem Autor nicht bekannt; bei der Nr. 119 ist zu Unrecht das Gemälde der Slg. G. Hoschek, Prag, 1905 von Hofstede de Groot noch als Kopie beurteilt, der Provenienz hinzugefügt; die Herkunftsangaben bei Nr. 120 sind im Handexemplar, ebenfalls zu Unrecht, durch die Angaben Kunsthandel W.E. Duits, Amsterdam, und Slg. J.W. van Es, Rotterdam sowie mit der Erwähnung der Leidener Jan Steen-Ausstellung von 1926 erweitert worden; diese Ungenauigkeiten hatten zur Folge, dass seitdem die hier vorliegende eigenhändige Fassung der 'Fetten und der Mageren Küche' mit Kopien verwechselt wurde); K. Braun, Alle... bekende schilderijen van Jan Steen, Rotterdam/Glarus 1980, S. 164, Nr. B-21 und B-22 (mit Abb., als Kopien nach J. Steen; Braun nennt als gemeinsame Herkunft der Fetten und der Mageren Küche zu Unrecht die Versteigerung J.C. Werther, Amsterdam, 25./26.04.1792, dort gab es aber nur eine Darstellung der Fetten Küche, evtl. eine Kopie nach unserem Bild; die als Nr. B-21 aufgeführte Fassung der Fetten Küche der Slg. G. von Hoschek ist mit unserem Bild nicht identisch und de facto eine Kopie danach, ebenso die als Nr. B-22 aufgeführte Magere Küche der Slg. J.W. van Es).
Die "Fette Küche" und die "Magere Küche" waren damals beliebte Allegorien auf den Gegensatz von arm und reich in der niederländischen Gesellschaft des 17. Jahrhunderts (vergleichbar dem "Streit zwischen Karneval und Fasten). Steen konnte hier seine Befähigung zur Darstellung unterschiedlichster Typen in karikaturhafter Übersteigerung demonstrieren. Die meisten Darstellungen dieses Themas gehen zurück auf 1563 in Antwerpen verlegte Kupferstiche von P. van der Heyden nach (verlorenen) Zeichnungen P. Bruegels d.Ä. (vgl. H.-J. Raupp, Didaktik und Satire bei Pieter Bruegel dem Älteren, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch, LXIII, 2002, S. 246-258, mit Abb.).
W. van de Watering, Den Haag, schreibt in seinem Gutachten zu den Signaturen dieser Bilder und zu dem Problem der mit Kopien verwechselten Originale: "Die Fette Küche trägt in der linken oberen Ecke Reste der Signatur: JST... (JS in Ligatur). Die Bezeichnung links unten bei der Schale mit den Eiern hat sich als nicht authentisch erwiesen und ist jetzt nur noch teilweise erhalten. Die Magere Küche ist links unten voll signiert: JSteen (JS in Ligatur). Beide Signaturen in dunkler Farbe mit sehr feinem weissem 'Schatten'-Rand. In der authentischen Signatur ist das e etwa wie eine spiegelverkehrte 3 geschrieben, wie das um 1650 noch üblich war, während die Bezeichnung späteren Datums die modernere Form des e zeigt.... Der als Forscher auf dem Gebiet der Kunstgeschichte unerfahrene und deshalb für die selbständige Bearbeitung eines Werkverzeichnisses unqualifizierte Karel Braun war - und nicht nur in diesem Fall - unfähig, um das ihm zur Verfügung stehende Dokumentationsmaterial kritisch zu ordnen. Hinzu kam, daß ein Teil der Abbildungen, die ihm im RKD unter die Augen kamen, auch mit unzutreffender Information ausgestattet war (so z.B. das Photo der 'Mageren Küche' der Sammlung Van Es, das aufgrund der Erwähnung im Leidener Ausstellungskatalog von 1926 mit der Herkunftsangabe Sammlung de Beurnonville und dem Hinweis auf Hofstede de Groot Nr. 120 versehen war). Vermischung richtiger und falscher Information hat dazu geführt, dass authentische Gemälde Jan Steens aus dem Bestand der eigenhändigen Werke in jenen der zweifelhaften oder gar abgelehnten Bilder abgeschoben wurden". Und weiter: "Die beiden Bilder wurden, infolge Vermischung ihrer Provenienz mit den teils falschen Herkunftsangaben von Kopien im 1980 von Karel Braun veröffentlichten Werksverzeichnis, im Dezember 2002 bei Sotheby's in London völlig zu Unrecht als Werke aus dem Umkreis des Jan Steen versteigert. Es handelt sich bei unserem Bilderpaar jedoch zweifellos um eigenhändige Werke des Meisters aus der Zeit um 1650".
Auch Drs. Fred Meijer vom RKD, Den Haag, bestätigt die zwei hier vorliegenden Gemälde als authentische und eigenhändige Werke von Jan Steen.

Zertifikat

Gutachten W. van de Watering.

Provenienz

Versteigerung der Sammlung der Witwe des Leidener Bürgermeisters Hoogeveen, Amsterdam, 05.06.1765, Nr. 40 und 41 (für 26 Gulden an Matthes); Auktion J. H. Troost van Groenendaelen, Amsterdam, 29. August 1774, Nr. 41 (verkauft für 36, 50 Gulden, das einzige Exemplar dieses Versteigerungskataloges angeblich im Cabinet des Estampes der Bibliothèque Nationale, Paris); Slg. Sir George Warrender, 4. Bt., London; Kunsthändler John Smith, London; 1839 verkauft an Hugh Andrew Johnstone Munro, Novar House/Rossshire (Schottland); Auktion H.A.J. Munro, Christie's, London, 18.05.1867, Lot. 78; Slg. Baron E.M. de Beurnonville, Paris; Versteigerung Coll. Baron de Beurnonville, Paris, 09.-13.05.1881, Nr. 477 und 478 (mit ausführlicher Beschreibung, verkauft an Cottreau); Slg. M. Errazuria, Chile; Slg. Boris Zeldis, Valparaiso/Chile; Auktion Sotheby's, London, 04.06.1964, Lot 99; Kunsthandel H. Katz, Den Haag; Slg. Brenninkmeyer, Meerbusch; 567. Lempertz-Auktion, Köln, 23.11.1978, Lot 248; Slg. Christopher Mendes, London (lt. handschriftlicher Notiz in der Witt Library, London); Auktion Sotheby's, London, 12.12.2002, Lot 148 (zu Unrecht als "Circle of Jan Havicksz Steen" und mit z.T. unrichtigen Provenienzangaben.

Literaturhinweise

G. Hoet, Catalogus of Naamlyst van schilderyen..., Bd. III (hrsg. von P. Terwesten), Den Haag 1770, S. 462f, Nr. 115 und 116 (Versteigerung Hoogeveen); J. Smith, A Catalogue Raisonné of the Works of the most eminent Dutch... Painters, Bd. IV, London 1833, S. 20, Nr. 65 und 66 (von Smith irrtümlich erwähnt als identisch mit den querformatigen Bildern der Slg. Gildemeester, Nr. 204 und 205 der Versteigerung vom 11.06.1800); G.F. Waagen, Treasures of Art in Great Britain, Bd. II, London 1854, S. 137, Nr. 6f. (Slg. Munro); T. van Westrheene, Jan Steen, Etude sur l'art en Hollande, La Haye 1856, S. 125, Nr. 114 und 115 (mit unrichtiger Herkunftsangabe Gildemeester und Hinweis auf die beiden Bilder gleichen Gegenstands in der Amsterdamer Versteigerung vom 05.06.1765);