Conrad Felixmüller - Landschaft: Winterfenster - image-1

Lot 705 D

Conrad Felixmüller - Landschaft: Winterfenster

Auktion 891 - Übersicht Köln
02.06.2006, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 45.000 € - 50.000 €
Ergebnis: 53.550 € (inkl. Aufgeld)

Conrad Felixmüller

Landschaft: Winterfenster
1919

Öl auf Leinwand 65 x 50 cm rückseitig monogrammiert fm und bezeichnet No. 183

Lange Zeit galt der Verbleib des frühen Landschaftsbildes von Felixmüller als unbekannt. Das Werk ist bereits in dem 1913 vom Künstler begonnenen handschriftlichen Verzeichnis der Gemälde unter Nr. 183 aufgenommen (vgl. Abb.). Dieses Verzeichnis nennt neben Werknummer und Titel Angaben zu Format und Besitzer. Als Format wurde, wie auch im vorliegenden Fall, häufig Breite vor Länge angegeben. Der erste Besitzer Heinrich Kirchhoff (1874-1934) aus Wiesbaden gilt als früher Mäzen des Künstlers. Zwischen 1918 und 1920 bezog Felixmüller von ihm ein monatliches Gehalt. Der Sammler besaß dafür Vorkaufsrecht für die Bilder der Jahre 1918 bis 1920. Kirchhoff bot ihm nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern schuf auch Kontakte zu anderen Sammlern und Galeristen.
Das Gemälde „Landschaft: Winterfenster“ ist im Jahre 1919 entstanden. Felixmüller lebte seit 1918 in Klotzsche bei Dresden. Die revolutionären gesellschaftlichen Umbrüche der Jahre 1918/1919 hatten dazu geführt, daß sich die Künstler unterschiedlicher deutscher Städte zu Gruppen zusammenschlossen, um einen größeren Einfluß auf die kulturelle Entwicklung zu nehmen. So wurde unter Vorsitz von Conrad Felixmüller die „Dresdner Sezession, Gruppe 1919“ gegründet, für die er unter anderem den damals noch unbekannten Otto Dix gewinnen konnte. Felixmüller war damals gerade 22 Jahre alt. Er galt nicht nur als führende Persönlichkeit der Sezession, sondern auch als Künstler, welcher dem Expressionismus wesentliche Impulse zu geben vermochte. Ende 1919 hat sich Felixmüller nach drei Ausstellungen von der Sezession getrennt, da ihm die Gruppe zuwenig politisch-sozialen Elan zeigte. Eine reine Ausstellungsgemeinschaft interessierte ihn nicht.
Porträts in geometrischer Reduzierung und Landschaftsdarstellungen nehmen bei den frühen Bildern eine zentrale Rolle ein. Der schwermütige Farbkontrast von einem kühlem Blau und dem dramatischen Gelb-Grau des Himmels, verstärkt durch die expressionistische Formensprache, zieht den Betrachter unwillkürlich in seinen Bann. Der düstere Eindruck wird durch das magische Aufflackern lichter Akzente noch erhöht. Interessant ist auch das Motiv des Fensterbildes. Durch den leicht schräg gestellten Rahmen und die vertikale Mittelleiste werden Vorder- und Hintergrund miteinander verklammert. Sie bilden eine kompositorische Einheit.

Werkverzeichnis

Felixmüller 183

Provenienz

Sammlung Heinrich Kirchhoff, Wiesbaden; Kunsthaus Lempertz, Auktion 520, 30.11.1971, Los 360; Privatsammlung, Rheinland

Ausstellung

Wiesbaden 1920 (Nassauischer Kunstverein), Conrad Felixmüller, Kat. Nr. 39; Heilbronn 1921 (Kunstverein Heilbronn), Neue Malerei, o.Kat.; Hannover/Düsseldorf/ Hamburg 1921 (Kestner Gesellschaft u.a.), 44. Ausstellung in zwei Abteilungen - Conrad Felixmüller, Kat. Nr. 210