Lot 164 D

Carl Hofer hat das Tessin unmittelbar nach der Entlassung aus der französischen Internierung 1917 auf einer mit dem Bildhauer Hermann Haller unternommenen Reise für sich entdeckt. Die Landschaft faszinierte ihn so, daß er am Luganer See ein Anwesen erwarb und ab 1925 jeden Sommer bis zur Schließung der Grenzen (1939) dort verbrachte. Die malerische Ausbeute dieser Jahre sind eine Vielzahl von meist großformatigen Veduten, welche mit einem geringen Aufwand ein Maximum an Wirkung erzielen, die geradezu klassisch zu nennen ist: Zeichnerisch sparsam und ohne zu sehr ins Detail zu gehen, werden die Landschaften mit ruhigen Linien bei Wahrung der Räumlichkeit von Gebäuden und ihrer Lage in der Natur aufgebaut und durch eine sehr persönliche Fähigkeit zu schlichter und typischer Konzentration gebracht. Daß diese Landschaften menschenleer sind, verstärkt nur noch den Eindruck von Harmonie und sommerlich-mittäglicher Ruhe, von Unbeschwertheit und Musikalität dieser paradiesischen Gegenden, wie Hofer sie stets empfand. Sie sind der letzte freundliche Nachklang eines Oeuvres, das unter den Ereignissen der Geschichte bald in düsteren Bildern den Menschen und seine Dämonen in den Mittelpunkt stellen wird.