Lot 153 D

„Abgesehen von Harings brilliantem Gespür für den Kontext und das Material sind es natürlich die Motive, die sein Werk so außergewöhnlich machen. Oberflächlich betrachtet sind seine Zeichnungen kindlich einfach, eher Zeichen als wirkliche Zeichnungen. Sie müssen schnell hingeworfen werden und sind für hastig vorbeieilendes Publikum gedacht. Haring kann eine Zeichnung in nur zwei Minuten ausführen, um dann den Bahnsteig runterzulaufen und gleich eine weitere zu zeichnen. Seine Zeichnungen sind für das Erfassen innerhalb eines Sekundenbruchteils konzipiert. […] Die volle Wirkung seines Werkes resultiert aus der Kombination der Elemente Kontext, Material, Bildsprache sowie ihrer Infiltration des urbanen Bewusstseins. Die einzelnen Ausschnitte können völlig unschuldig wirken, aber in ihrer Gesamtheit entwickeln Harings Arbeiten eher eine bedrohliche Qualität, vermitteln ein Gefühl von drohender Gewalt, sexueller Explosion. Sie sind ein Schauspiel des kollektiven Unbewussten der Stadt - einer Stadt, die sich unbeschwert gibt, der aber nur um Haaresbreite das Schicksal erspart bleibt, sich in der Welt des „jeder frisst jeden“ von Harings Bild zu verwandeln.“ (Elisabeth Sussman (Hg.), K. Haring, Köln 1998, S.84-88).