Emil Nolde - Dampfer - image-1

Lot 785 D

Emil Nolde - Dampfer

Auktion 905 - Übersicht Köln
02.06.2007, 00:00 - - 900. Auktionen - Moderne Kunst
Schätzpreis: 60.000 € - 80.000 €
Ergebnis: 84.490 € (inkl. Aufgeld)

Emil Nolde

Dampfer
1910

Aquarell 17,7 x 13, 8 cm Unten rechts signiert - In der oberen linken Ecke sehr kurzer Riß rückseitig fachmännisch hinterlegt.

"Oft wird Farbe selbst zur konturierenden Linie und Linie zur farbigen Ausbreitung. Die motivischen Bildungen sind stark vereinfacht, auf wenige Andeutungen beschränkt, und die Farbe ist in großer Unabhängigkeit vom Motiv gesetzt. In ihrer Intensität, der sichtbaren Durchdringung, Überlagerung und flächigen Struktur und in der unnatürlichen Farbwahl wirkt sie direkt bildnerisch und ganz unillusionistisch. Das Bild stellt also, wie bei allen Künstlern des zwanzigsten Jahrhunderts, den Gegenstand nicht vor Augen, sondern baut eine Distanz zu ihm auf. Die menschliche Figur, die Landschaft, die Blumen: Noldes Bilder zeigen sie nicht, sondern verweisen auf sie als eine Realität, die jenseits des bildlich Zeigbaren liegt. Diese Ferne zum Gegenstand entspringt nicht seiner Verleugnung, sondern dem Respekt ihm gegenüber." (Erich Franz, Innere Bilder, in: Ausst. Kat. Münster 1992 (Westf. Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte), Emil Nolde. Aquarelle und figürliche Radierungen, S. 1).
Das Motiv des Dampfers im Aquarellwerk von Nolde wurde immer als exzeptionell empfunden. Ein Grund dafür mag die beinahe unerschöpfliche Bandbreite in den Darstellungsmöglichkeiten der Elemente Wasser, Luft und Feuer sein: z.T. hochschlagende, schäumende Meereswellen, durch die sich die, dichte Rauchfahnen ausstoßenden, feuerbetriebenen Maschinen schwergängig schaukelnd oder auch in ruhiger Fahrt ihren Weg bahnen. Die Farben sind meist gegenstandsgebunden und die Meeresansichten können eine beinahe reichere Palette aufweisen, als etwa die Blumenbilder, denn die Farben richten sich nach dem Licht - mithin der Tages- und Jahreszeit. So reflektieren die Meeresflächen unabhängig von ihrer Bewegtheit und können über Orange, Violett, Grün- und Blautönen bis Grauschwarz changieren.
Das vorliegende Aquarell ist nach Manfred Reuther wohl während Noldes Aufenthalt in Hamburg im Februar/März 1910 entstanden.

Zertifikat

Mit einer Expertise von Manfred Reuther, Stiftung Ada und Emil Nolde, Seebüll, vom 25.4.2007