Ernst Barlach - Der Sänger (Singender Klosterschüler) - image-1

Lot 12 D

Ernst Barlach - Der Sänger (Singender Klosterschüler)

Auktion 910 - Übersicht Köln
28.11.2007, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 35.000 €
Ergebnis: 45.600 € (inkl. Aufgeld)

Ernst Barlach

Der Sänger (Singender Klosterschüler)
1931

Bronzeplastik Höhe 52,2 cm Auf der Standfläche seitlich links signiert E. Barlach; am rechten Plinthenrand mit dem Gießerstempel "H. NOACK BERLIN FRIEDENAU" versehen. - Mit rötlich-brauner, kriegsbedingt beschädigter Patina und Fehlstellen.

Außergewöhnlich schöne Patinierung der berühmten Bronze, die zu Lebzeiten Barlachs gegossen wurde. Rückseitig ist an der quadratischen Gussnaht zu erkennen, daß die Plastik nicht wie in der nach dem Kriege üblichen Art zugeschweißt, sondern gedengelt wurde.
"Der Sänger" ist eine von ursprünglich 16 geplanten Figuren aus dem Fries "Die Gemeinschaft der Heiligen", den Ernst Barlach im Auftrag Carl Georg Heises, des damaligen Lübecker Museumsdirektors, für die Blendnischen an der Westfassade der Katharinenkirche in Lübeck als Zyklus von überlebensgroßen Klinkerfiguren entworfen hat und leider nicht vollenden konnte; es entstanden lediglich die drei Figuren "Der Bettler", "Der Sänger" und "Frau im Wind" (Laur 446, 489 und 515). Mit der Vervollständigung dieses Frieses wurde dann auf Empfehlung Ernst Barlachs Gerhard Marcks betraut, der sich ab 1932 dieser Aufgabe widmete und - nach längerer Unterbrechung wegen der Behinderung durch die Nationalsozialisten, die ihn zum "entarteten" Künstler erklärt hatten - dann 1947 sechs weitere Figuren hinzufügte: "Brandstifter", "Jungfrau", Mutter mit Kind", "Kassandra" und "Prophet" sowie für das Portal einen "Schmerzensmann" (Rudloff 509 - 514). Schon an den Titeln dieser Figuren läßt sich erkennen: "Den ursprünglichen, von Barlach gedachten Sinngehalt einer 'Gemeinschaft der Heiligen, als Repräsentanten der kämpfenden und leidenden und überwindenden Menschheit' hat Marcks damit umgedeutet in Gestalten, welche einzelne Wesenszüge des menschlichen Erleidens symbolisieren." (Martina Rudloff in: Gerhard Marcks. Das plastische Werk, Frankfurt/Berlin 1977, S. 340).

Werkverzeichnis

Schult I, 387. Laur 487

Provenienz

Provenienz: Galerie Alex Vömel, Düsseldorf (1936 dort erworben); seitdem in rheinischer Privatsammlung

Literaturhinweise

Katalog der Skulpturen in der Kunsthalle Bremen, hrsg. von Ursula Heiderich, Bremen 1993, S. 110 f.; Katalog der Stiftung und Sammlung Rolf Horn, bearb. von Heinz Spielmann, Schleswig 1995, Nr. 123

Ausstellung

Berlin 1948 (Galerie Franz), Ernst Barlach, Kat. S. 48; Hamburg 1948 (Galerie Rudolf Hoffmann), Ernst Barlach-Gedächtnisausstellung, Kat. Nr. 16; Berlin 1951/1952 (Deutsche Akademie der Künste), Kat. Nr. 60, S. 124; New York 1956 (Grace Borgenicht Gallery), Ernst Barlach, Kat. Nr. 18 ("Singing Choirboy"); Essen 1958 (Villa Hügel), Düsseldorfer Kunstschätze in Villa Hügel, Kat. Nr. 129; Bremen 1959 (Kunsthalle Bremen), Ernst Barlach, Kat. Nr. 39; Bremen 2001 (Kunsthalle Bremen), Ernst Barlach - Kaviar statt Brot. Kurt Reutti, Sammler und Stifter, bearb. von Anne Buschhoff, Nr. 15; Hamburg 2003 (Ernst Barlch-Gesellschaft Hamburg, Hauptkirche St. Katharinen), Ernst Barlach, Mystiker der Moderne, bearb. von Jürgen Doppelstein und Heike Stockhaus, S. 251