Öl auf Leinwand 73 x 61 cm, auf Keilrahmen aufgezogen. Unten rechts in Braun signiert M. Liebermann. - Rückseitig auf der unteren Keilrahmenleiste mit dem runden Schweizer Zollstempel und einem z.T. abgerissenen Papieretikett, bedruckt und gestempelt "[Gust]av Knauer, Berlin 5798 Kunst-Abteilung", versehen.
Eberle 1921/38, mit ganzseitiger Farbabb.
Nachdem Max Liebermann sich durch den Ausbruch des I. Weltkrieges auf Motive in seiner unmittelbaren Umgebung konzentrierte - er seine sommerlichen Aufenthalte in Holland aufgeben mußte -, entstand ab 1915 bis in die 1920er Jahre hinein eine Vielzahl von Ansichten aus dem direkt hinter seinem Haus neben dem Brandenburger Tor liegenden Tierpark.
Diese Gemälde zeigen in beinahe unerschöpflicher Variationsbreite den städtischen Wald in Nutzung durch die wohl zumeist gut betuchte Berliner Bevölkerung: Spaziergänger und Passanten, Familien und Kleinkinder mit ihren Kindermädchen. Meist scheint das bunte Treiben wie durch den weichen Waldboden akustisch gedämpft und ist ausschnitthaft gegeben, wodurch den Szenen eine lebendige Beiläufigkeit eignet. Selten jedoch setzt Liebermann in dieser Motivreihe Pferde, bzw. Reiter mit Pferden in Szene. Obwohl er
"aus einem großbürgerlichen Haus stammend, Liebermann seit seiner Jugend mit Pferden vertraut [war] und das Reiten leidenschaftlich [liebte]. Die Darstellung dieser Tiere studierte er bereits bei seinem Lehrer Karl Steffeck, der wiederum ein Schüler des Berliner Pferdemalers Franz Krüger war." (Ausst. Kat. Max Liebermann - Jahrhundertwende, Berlin 1997, S. 208)
So ist bei der vorliegenden Komposition auch besonderes Augenmerk auf die Bewegung der Tiere gelegt, auf die Korrespondenz von ihrer tänzelnd verhaltenen Gangart und dem flanierend langsamen Schritt der Spaziergänger. Die hoheitsvolle Haltung von Reiter und Reiterin wird noch unterstrichen von der sie gleichsam in einer architektonisch anmutenden Säulenordnung aufstrebender Baumstämme, deren grüne Wipfel sich schattenspendend über dem Reiterpaar zusammenfügen. Heitere Leichtigkeit wird zudem durch die Lichtreflxionen, die sich in Form von flirrenden Sonnenflecken auf Laub und Weg legen, evoziert. Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich nicht nur um eines der seltenen Tierparkmotive mit Reitern, sondern ihm ist auch eine äußerst gelungene Mischung aus der lässigen Selbstverständlichkeit im Umgang mit der Natur und der Eleganz des Berliner Großstadtlebens eigen.
Werkverzeichnis
1921/38 Eberle, mit ganzseitiger Farbabb.
Provenienz
ehemals Privatbesitz Rheinland (erworben in den 1920er Jahren), seitdem Privatbesitz USA
Ausstellung
Los Angeles 2005/2006 (Skirball Cultural Center), Max Liebermann: From Realism to Impressionism, o. Kat. Nr., mit ganzseitiger Farbabb. S. 120, Taf. 56