Isaack van Ostade - BAUERN VOR DEM WIRTSHAUS. - image-1

Lot 1126 Dα

Isaack van Ostade - BAUERN VOR DEM WIRTSHAUS.

Auktion 920 - Übersicht Köln
17.05.2008, 00:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 160.000 € - 180.000 €
Ergebnis: 192.000 € (inkl. Aufgeld)

Isaack van Ostade

BAUERN VOR DEM WIRTSHAUS.

Bei dem hier vorgestellten Gemälde handelt es sich um ein Meisterwerk des mit nur 28 Jahren verstorbenen Isaac van Ostade, der in kurzer Zeit ein umfangreiches (bei C. Hofstede de Groot werden 310 Gemälde aufgelistet) und sehr qualitätvolles Oeuvre geschaffen hat. C. Hofstede de Groot schreibt über den Maler: "Da er bereits 1649 starb, erreichte er nur ein Alter von achtundzwanzig Jahren, ebensoviel wie Paulus Potter, der Anfang 1654 starb. Wenn er dennoch wie dieser zu den großen Malern des 17. Jahrhunderts gerechnet wird, so zeugt dies für seine hohe Begabung, die keineswegs hinter der seines älteren und länger am Leben gebliebenen Bruders Adriaen zurücksteht, man darf sogar ohne weiteres sagen, daß seine Kunst weit hervorragt über alles, was Adriaen bis zu seinem achtundzwanzigsten Jahre (1638) geschaffen hat..." (C. Hofstede de Groot: Beschreibendes und kritisches Verzeichnis..., Bd. 3, Esslingen-Paris 1910, S. 459).
In seiner ersten Zeit malte Ostade bevorzugt bäuerliche Interieurs, z. B. Scheunenbilder; ab 1640 schilderte er das Bauernleben im Freien, in der Regel vor dem Wirtshaus und auf der Landstraße. Diese Bilder werden einem straffen Kompositionsschema unterworfen und sind meisterhaft rhythmisiert. Hierzu C. Hofstede de Groot: "Das Stoffgebiet seiner reifen Zeit beschränkt sich auf Außenszenen, die sich in zwei bestimmte Gruppen teilen lassen, hauptsächlich Sommerbilder, Straßenszenen, selten reine Landschaften und in Winterszenen auf dem Eise und am Rande desselben. In beiden Kategorien entfaltet er seine volle Kraft in ausführlichen Kompositionen von oft beträchtlichem Umfang (bis zu 1 Meter hoch und 1,30 Meter breit), die auch in dieser Beziehung die Kabinettstücke seines Bruders übertreffen. Das Treiben auf der Dorfstraße... weiß er in lebendigster Weise zu schildern. Geschickt verteilt er seine Gruppen, geschickt weiß er auch die Häuser, Scheunen und Kirchen mit Baumgruppen oder einzelnen Häusern zu kombinieren. Die schräg in das Bild hineingehende Linie der Baulichkeiten wird meistens durch einen hohen Baum unterbrochen. Von besonderer Klarheit sind seine Lüfte. Die Fernblicke zeigen eine feine atmosphärische Perspektive ...".
Den biographischen Angaben Houbrakens zufolge lernte Isaac van Ostade in der Werkstatt seines älteren Bruders Adriaen. 1643 trat er in die Haarlemer Lukasgilde ein, deren Vorstand alsbald einen Streit des Malers mit dem Rotterdamer Kunsthändler Leendert Hendricx schlichten mußte. Dieser hatte zwei Jahre zuvor bei Ostade für 27 Gulden sechs eckige und sieben runde Bilder, darunter eine Serie der fünf Sinne, bestellt. Er holte jedoch die ersten Bilder nicht ab, woraufhin der Maler die übrigen nicht ausführen wollte. Als der Streit eskalierte, entschied der vermittelnde Vorstand der Gilde, dass der Maler dennoch vier Bilder und die Fünf-Sinne-Serie fertigzustellen habe, dafür aber 50 Gulden erhalten solle. Als Isaac von Ostade mit 28 Jahren starb, war er eine eigenständige Künstlerpersönlichkeit. Sein früher Tod war ein großer Verlust für die Kunst seiner Zeit. "Denn nicht nur im Bereich der Genremalerei, sondern vor allem als Landschafter leistete er einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der holländischen Kunst des 17. Jahrhunderts" (C. Stukenbrock, in: "Das Kabinett des Sammlers", Köln 1993, S. 199).
Frau Dr. H. Doll, Bonn, hat das hier vorliegende Gemälde in ihr Werkverzeichnis der Gemälde Isaac van Ostades aufgenommen.

Provenienz

Slg. Baron van Hövell tot Westerflier; Kunsthandel Katz, Dieren (1935); Slg. Andriessen, Belgien; Slg. Konsul Hermann Neuerburg, Köln; Privatsammlung, München; Privatsammlung, Brasilien.

Ausstellung

Rotterdamsche Kunstkring, Rotterdam, November-Dezember 1935, Nr. 57; Nijmegen, Huize Belvoir, Juli-September 1936, Nr. 46; Stedelijk van Abbe Museum, Eindhoven, November 1936 - Januar 1937, Nr. 56; Kunsthandel Katz, Dieren, Juli-September 1937, Nr. 64.