Hans Thoma - OSTERTRIPTYCHON. - image-1

Lot 1518 Dα

Hans Thoma - OSTERTRIPTYCHON.

Auktion 920 - Übersicht Köln
17.05.2008, 00:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 45.000 € - 50.000 €
Ergebnis: 50.400 € (inkl. Aufgeld)

Hans Thoma

OSTERTRIPTYCHON.
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Bei den drei Tafeln handelt es sich um Vorstudien zur berühmten Thoma-Kapelle in der Karlsruher Kunsthalle. Seit 1899 amtierte Hans Thoma als Direktor der Kunsthalle und Professor der Akademie in Karlsruhe. Zu diesem Zeitpunkt galt der 60jährige Thoma, der in Bernau im Schwarzwald geboren worden war, als bedeutendster Künstler seiner Heimat.
Ab 1904 arbeitete Thoma in Karlsruhe an einem Gemäldezyklus zum Leben Christi. In einem Brief an die Gräfin Luisa Erdödy schreibt er im November 1905: „Nun möchte ich noch ein großes Werk machen: einen Christuszyklus in großen Wandbildern“. Für diesen Zyklus, der Stationen von der Geburt Christi bis zur Auferstehung umfasst, sowie weitere Werke des Künstlers sollte zunächst ein eigenes Museum errichtet werden. Nach mehreren Planänderungen wurde schließlich eine Erweiterung des bisherigen Museumsbaus ins Auge gefasst, wobei für die Gemälde zum Leben Christi ein oktogonaler Oberlichtbau im Hof des neu erbauten Flügels eingerichtet wurde. So entstand die Thoma-Kapelle, die bewusst den Charakter eines Sakralraums annehmen sollte. 1909 wurde dieser Bau rechtzeitig zu Thomas 70. Geburtstag eröffnet. Neben insgesamt zehn Gemälden zum Leben Christi umfasste die von Thoma in allen Details selbst entworfene Raumausstattung u.a. Sinnbilder der Monate und der Planeten. Von 1982 bis 1990 wurde die Thoma-Kapelle nach der Sicherung der Ausstattung bedauerlicherweise abgerissen und verändert wiederaufgebaut, wobei versucht wurde, den quasi-religlösen Charakter des Raums zu bewahren.
Die Planung und Entstehung des Gemäldezyklus' zum Leben Christi nahm mehrere Jahre in Anspruch. Vor allem das Triptychon zu Ostern stellte den Künstler vor besondere Herausforderungen. So schrieb er an Henry Thode: „ Das Osterbild stockt, ich weiß nicht, ob ich hindurchdringe aus Nacht und Nebel zu den Gefilden der Seligen - das ist noch eine harte Nuß …“. Thoma hatte seit 1904 an dem Projekt gearbeitet; Im Juli 1907 konnte er schließlich das Ostertriptychon vollenden, der gesamte Zyklus wurde zusammen mit der Thoma-Kapelle am 2. Oktober 1909 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Unsere drei Tafeln stellen Studien zur endgültigen Fassung der Thoma-Kapelle dar, die bei im wesentlichen bereits feststehender Komposition noch einzelne Unterschiede zur endgültigen Fassung aufweisen. Die Mitteltafel zeigt den auferstandenen Christus mit der Siegesfahne, der linke Teil die Hölle, die Thoma selbst wie folgt beschrieben hat: „Ein Bild des Unfriedens und Kampfes, - Feuer und Rauch, aus der Höhe stürzende Menschenkörper, Amor kämpft mit dem Tod, dem er die Krone vom Kopf reißen will, indem dieser mit einer blinkenden Sichel nach ihm haut - unten kämpfende Brüder und Höllenthiere.“ Die rechte Tafel nannte Thoma schließlich „das Land der Erlösten“. Damit entsprechen die beiden Außenflügel der traditionellen Ikonographie mittelalterlicher Weltgerichtsdarstellungen, die (allerdings jeweils auf der anderen Seite) Darstellungen der Hölle und des Paradieses zeigen. Thoma verknüpft diese Motive mit dem auferstandenen Christus auf der Mitteltafel.

Literatur zur Thoma-Kapelle
Gallwitz, Klaus: Die Thoma-Kapelle der Karlsruher Kunsthalle, in: Beiträge zur Kunstgeschichte. Eine Festgabe für Heinz Rudolf Rosemann. München 1960, S. 301-322; Zimmermann, Werner: Das Hans Thomamuseum in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1979; Rößling, Wilfried: Studien zur Baugeschichte des "Academie-Gebäudes" und der Großherzoglichen Kunsthalle in Karlsruhe, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg 23 (1986), S. 77-119; Froitzheim, Eva-Marina: Hans Thoma (1839-1924). Ein Begleiter durch die Hans-Thoma-Sammlung in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Karlsruhe 1993.

Provenienz

Nachlass Hans Thoma; 1945 nach Schlesien ausgelagert; 1954 von der Volksrepublik Polen der Deutschen Demokratischen Republik geschenkt; 1954 an die Alte Nationalgalerie Berlin (Ost) überwiesen; 1993 an die Familie Thoma restituiert; Hamburger Privatsammlung.