Georg Kolbe - Sklavin (Sklavin mit gekreuzten Beinen) - image-1

Lot 148 D

Georg Kolbe - Sklavin (Sklavin mit gekreuzten Beinen)

Auktion 923 - Übersicht Köln
28.05.2008, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 69.600 € (inkl. Aufgeld)

Georg Kolbe

Sklavin (Sklavin mit gekreuzten Beinen)
1916

Bronzeplastik Höhe 76 cm monogrammiert Einer von mindestens 12 Güssen Guss H. Noack Berlin Friedenau - Mit dunkelbraun-anthrazitfarbener Patina. An der Kalotte mit kleinem hellen Berieb.

Die "Tänzerin" wurde noch 1947 von Adolf Behne in seinem Nachruf auf Kolbe empfunden "wie ein holdes Wunder. Hier war endlich wieder ein menschlicher Körper, der sich aus innerer Musikalität frei entfaltete [...] Hier war keine Geste, keine Pose und kein Panzer, in den Menschenkörper gebracht wurden. Ein feiner junger Menschenleib gab sich selbst und ahnte nichts von irgendeiner akademischen Schablone. Bewundernswert war der Körper modelliert. Hatten wir je in Deutschland einen so reich gestuften, so zärtlich lockeren Körper gesehen?"
Die "Sklavin" von 1916 zeigt dagegen einen völlig gewandelten Kunstwillen. Nicht zuletzt durch Kolbes Ägyptenreise 1913 und angesichts einer veränderten Zeit strebte der Künstler nun nach klaren, vereinfachten Formen und vermied die frühere zarte, detailreiche Oberflächenmodellierung. Valentiner schrieb 1922 in seiner Kolbe-Monographie in Bezug auf diese Plastik: "Wollte man aber bezweifeln, daß der Krieg seine Spuren im Werk der Künstlers hinterlassen hat, so wird der Blick auf die 1916 entstandene 'Sklavin' eines anderen belehren ... Diese Sklavin hat wie den äußeren so den inneren Halt fast verloren. Von Verzweiflung durchschauert taumelt sie, die Hand auf die Stirn gelegt, zurück und droht zusammenzusinken ... " (Zitate nach Ursel Berger, Georg Kolbe - Leben und Werk, Berlin 1990, S. 43, 56 f.).

Werkverzeichnis

29 Berger

Zertifikat

Wir danken Frau Ursel Berger, Georg Kolbe-Museum Berlin, für freundliche Auskünfte bezüglich des Gusses.

Provenienz

Stiftung Ehepaar Prof. Dr. Hans-Siegfried und Jutta Schuster, Köln; aus der ehem. Slg. Johannes Lehmann, Leipzig

Literaturhinweise

Kunst und Künstler, Sept. 1917, S. 585; Wilhelm Valentiner, Georg Kolbe. Plastik und Zeichnung, München 1922, S. 18, S. 46, mit ganzseitiger Abb. Taf. 19, 20
Georg Kolbes Bronzeplastik "Sklavin" scheint ein später Nachklang zur berühmten Figur der "Tänzerin" von 1911/12 (Berlin, Nationalgalerie), die den Bildhauer mit einem Schlag bekannt machte und zu der Charlotte Kaprolath, Max Pechsteins erste Frau, Modell gestanden hatte. Pechstein war ihr zum ersten Mal in Kolbes Atelier begegnet.

Ausstellung

Berlin 1917 (Freie Secession)