Christian Rohlfs - Sonnenblumen - image-1

Lot 268 D

Christian Rohlfs - Sonnenblumen

Auktion 923 - Übersicht Köln
28.05.2008, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 20.000 € - 25.000 €
Ergebnis: 43.200 € (inkl. Aufgeld)

Christian Rohlfs

Sonnenblumen
1929

Gouache 64,5 x 45.4 cm monogrammiert

Paul Westheim publizierte 1918 in einem Aufsatz zu Rohlfs aus der Kenntnis der Berührung mit dem Neoimpressionismus Wegweisendes zu seiner Kunst, er schrieb:
"Sicherlich hat die Rohlfssche Malweise, die in jedem Bild eine andere ist, immer aber Auflösung des Visuellen in breite, in sich klingende Farbzüge, dem Neoimpressionismus vielerlei zu danken, obzwar die Theorie, schon bevor sie das Schaffen erfaßt, gefühlsmäßig überwunden scheint."
Er fährt dann fort, mit dem Hinweis auf die Fülle von Aquarellblättern "in denen ein Kolorist über Blütenkelche und Blumenblütter hinweg sich Farbenbacchanale erträumt":
"Wie der Parfumeur aus Rose und Flieder und Maiglöckchen den Duft herausdestilliert, um eine hundertfach verstärkte Essenz zu bereiten, so sind diese Aquarelle komprimierte Farbessenz, mitunter von betäubender Prächtigkeit, Mischungen, von denen Huysmans fabuliert, sind ins Koloristische umgesetzt. Die Pflanze, die einmal Modell gewesen, oder vielleicht sagt man richtiger, von der aus im Künstler Farbvisionen erregt worden sind, ist als ein überflüssiger und allzu derb stofflicher Rückstand verschwunden unterhalb eines Gewebes von Pinselzügen, die wie Maschen sich ineinanderschlingen. Akkorde von Farbklängen, die aus sich heraus strömen, sich wie in Fluß gebrachte Erze verschmelzen in eine wallende, wogende Einheit von unerhörter Glut. Es kann in der Kunst kaum etwas geben, was immaterieller wäre, und doch ist solches Furioso in Farben letzten Endes nichts anderes als eine aufs allerhöchste gesteigerte Sinnlichkeit, aber wenn man will, entschiedenster Gegensatz zu dem, was Kandinsky mit der Farbe betreibt. Die Farbe schient gleichsam als ein Stoff an sich abgenommen von den Objekten, sie will nicht wie bei Nolde Aussage sein über den Sinn eines Seienden, ihre Bedeutung ist nicht mystisch-symbolisch; sie bleibt Duft des Körperlichen, Augen-, Sinnenfreude, ein Riesenschatz an ungehobenen Möglichkeiten des optisch Erlebbaren." (Paul Westheim, Christian Rohlfs, in: Das Kunstblatt, Jg. 2/1918, Wiederabdruck in: Klaus Bußmann (Hg.), Christian Rohlfs, Gemälde, Ausst. Kat. Münster/Weimar 1990, S. 198 f.

Zertifikat

Mit einer Fotoexpertise von Paul Vogt, Essen, vom 18. April 2008; wir danken für bestätigende Auskünfte.

Provenienz

ehemals süddeutsche Privatsammlung, Nachlaß; Privatbesitz, Österreich