Otto Dix - Jazzkapelle - image-1
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Lot 71 D

Otto Dix - Jazzkapelle

Auktion 923 - Übersicht Köln
28.05.2008, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 75.000 € - 80.000 €
Ergebnis: 102.000 € (inkl. Aufgeld)

Otto Dix

Jazzkapelle
1954

Öl auf Leinwand 115 x 82,7 cm. Unten rechts mit dem blauen Künstlersignum und der Datierung 54 versehen. signiert

Aus einem Brief der Witwe des Künstlers, Martha Dix, vom 2. Mai 1974 an den Erwerber geht hervor, daß der Maler bereits die mißverständliche Veröffentlichung von zwei verschiedenen Zustandsphotos dieses Bildes als zweier eigenständiger Gemälde bemerkt hatte (vgl. Löffler 1954/2 "Jazzkapelle II"). Rainer Beck, Coswig bei Dresden, der die Neubearbeitung des Katalogs der Dix-Gemälde von Fritz Löffler übernommen hat, bestätigte freundlicherweise diesen Sachverhalt.
Das zeichnerische und malerische Werk von Otto Dix nach 1945 markiert ein zweites Mal in seinem künstlerischen Leben einen völligen Neubeginn: Anfang der zwanziger Jahre hatte ihn in seinem klassischen Frühwerk das Schicksal der Heimkehrer und Überlebenden von Monarchie und Erstem Weltkrieg so sehr fasziniert, daß er bereits früh die sich erneut ankündigende Kriegsgefahr spürte, was ihm Anfeindung durch die nazionalsozialistischen Machthaber einbrachte; ihnen wich er in die selbstgewählte innere Emigration der dreißiger Jahre am Bodensee aus, wo sein Werk durch das intensive Studium der altdeutschen Malerei nicht nur zu einem umfangreichen landschaftlichen Oeuvre, sondern auch zur weiteren Beschäftigung mit religiös bestimmten Motiven führte.
Der Neubeginn am Ende des Zweiten Weltkriegs drückt sich bei Dix dann in einer Motiv-Vielfalt aus, mit der der Maler die neugewonnene künstlerische Freiheit genoß. Dazu gehörte auch ein so vereinzeltes Sujet wie die Darstellung der "Jazzkapelle" von 1954, die Dix in mehreren Bleistiftzeichnungen vorbereitet hat (Lorenz SW 5.3.21 - SW 5.3.25). Sie wirkt wie ein verhaltener Nachklang der Musikkapelle aus dem Mittelteil des Triptychons "Großstadt" von 1928 (Galerie der Stadt Stuttgart) und nimmt deren Komposition mit dem von rechts in das Bild hineinragenden Deckel des Flügels wieder auf, ist aber nun nicht mehr illustrierendes Detail, sondern selbst das Hauptmotiv. Nach den partiell sichtbaren Untermalungen hat Dix in einem zweiten Arbeitsgang die zuerst wohl farbenfreudigere Ausstrahlung des Bildes durch Überarbeiten mit gedeckteren Farben verändert, so daß sein Biograph Fritz Löffler irrtümlich auf die Existenz zweier verschiedener Gemälde mit diesem Motiv der Jazzkapelle schloß.

Werkverzeichnis

Löffler 1954/1

Provenienz

Vom Vorbesitzer direkt beim Künstler erworben; seitdem in Familienbesitz.