Emil Nolde - Abendliche Marschlandschaft (Seebüll) - image-1

Lot 293 R

Emil Nolde - Abendliche Marschlandschaft (Seebüll)

Auktion 932 - Übersicht Köln
06.12.2008, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 160.000 € - 180.000 €
Ergebnis: 384.000 € (inkl. Aufgeld)

Emil Nolde

Abendliche Marschlandschaft (Seebüll)
Um 1935/1940

Aquarell 35 x 46,5 cm Unten rechts signiert - Rückseitig an den Ecken frei aufliegend in Passepartout montiert.

Neben den Blumenmotiven zählen die Landschaften im Aquarellschaffen von Emil Nolde zu den beliebtesten Schöpfungen seines umfangreichen Werks. Sie bezaubern durch die Leichtigkeit des Vortrags und die immer wieder faszinierende Farbenpracht, die der Maler in unmittelbarem Kontakt zur Natur ohne Vorzeichnung und in absoluter Souveränität auf das Papier bannte.
"Noldes Werke sind ganz und gar dem Gegenstand verpflichtet. Sie bilden ihn nicht präzise ab, aber sie bezeichnen auch nichts anderes als ihn. Bildliche Gestaltung bleibt, bei aller Freiheit, nie bei sich selbst, sondern verweist mit jeder Formung auf ein Gemeintes, das nicht mehr im Bild liegt [...] Form ist bei ihm nur dienend, verweisend - nicht selbstwertig oder gar selbstgefällig [...] Keine Linie beschreibt als präziser Kontur unmittelbar das Motiv, keine Fläche schließt es als dingliche Oberfläche ab, keine Farbe wirkt als Färbung des Gegenstandes." (Erich Franz in: Emil Nolde - Aquarelle und figürliche Radierungen, Ausst.-Kat. Münster 19911992, S. 14/15).
Ganz besonders für die Aquarelle trifft diese Charakterisierung zu: Es handelt sich bei ihnen nicht um Abbilder, sondern um innere Bilder. "Nolde verfolgte diesen Weg mit [...] Konsequenz und Folgerichtigkeit, indem er sich in die Abgeschiedenheit der nord-schleswigschen Natur zurückzog und meditative Verfahren zur Freisetzung seiner Bildersprache entwickelte. Die Identifikation mit der heimatlichen nordischen Landschaft wie auch mit der bäuerlichen Herkunft waren für ihn von eminenter Bedeutung und Teil seines Ursprünglichkeitsmythos' [...] Als introvertierter, melancholisch gesonnener Geist war Nolde stets von der Sehnsucht getrieben, die verlorene mythische Einheit von Mensch, Natur und Kosmos in seiner Kunst wiederzuvereinen [...] Weniger das Motiv als vielmehr seine subjektive Ausdeutung durch die bildnerischen Mittel, Farbschichtungen, -klänge und -verläufe, die auch Zufälliges und Absichtsloses einbeziehen, bestimmen die Aussagekraft des Bildes." (Annegret Rittmann, Vom Mythos der Ursprünglichkeit. Zu den Aquarellen und figürlichen Radierungen Noldes, in: op. cit. S. 39 - 41).

Zertifikat

Mit einer Photo-Expertise von Manfred Reuther, Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde, vom 18. September 2008

Provenienz

Geschenk der Witwe des Künstlers, Jolanthe Nolde, an den Vorbesitzer (ihrem Rechtsbeistand); seitdem in Familienbesitz

Ausstellung

Heidelberg 1958 (Heidelberger Kunstverein), Emil Nolde - Gemälde, Aquarelle, Graphik, Kat. Nr. 29