Lot 89 R

Bei dem Motiv könnte es sich um die "Grote Kerk" in Dordrecht handeln, die sich durch ihren mächtigen Turm auszeichnet (vgl. ein anderes Gemälde dieses Motivs in: Ausst. Kat. Paris/Rotterdam 1967/1968, Van Dongen, Kat. Nr. 8).
Dem Wildenstein Institut zufolge ist unsere Ansicht um 1899/1900 entstanden, in der Zeit eines Jahrhundertwechsels, der auch für van Dongen einschneidend war. Ihn, der von 1892 bis 1897 an der Académie des Beaux-Arts in Rotterdam studiert hatte, zog es nach einem ersten Besuch ganz nach Paris, wo er in den folgenden Jahren bei namhaften Galeristen (Vollard, Kahnweiler, Bernheim-Jeune) mit Einzelausstellungen reüssierte. 1905 ist er mit den beiden Werken "La chemise" und "Torse" im Salon d'Automne beteiligt, der in der Kritik "Cage aux Fauves" geschimpft wird. Die Beteiligten hießen fortan Fauvisten, was sie nicht zuletzt der stark farbigen Gestaltung ihrer Werke verdankten.
Noch einige Jahre zuvor zeichnen sich van Dongens Bilder durch eine Farbgebung aus, die alle Braun-Grau-Valeurs ausspielt. Interessanterweise finden sich wie bei der vorliegenden Komposition "Bord de rivière" ein kräftiger Farbakzent, der sich von der übrigen Palette abhebt, aber die Differenziertheit der zurückhaltenderen Farbwerte steigert (vgl. z.B. "Quatre personnages sous la pluie" von 1902/1904, Abb. in: Ausst. Kat. St. Tropez/Toulouse 1985, Kees van Dongen, Kat. Nr. 2).