Max Ernst - Nocturne I (Lueurs dans la nuit) - image-1

Lot 98 R

Max Ernst - Nocturne I (Lueurs dans la nuit)

Auktion 932 - Übersicht Köln
06.12.2008, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 130.000 € - 150.000 €
Ergebnis: 156.000 € (inkl. Aufgeld)

Max Ernst

Nocturne I (Lueurs dans la nuit)
1967

Öl auf Holz 40,9 x 32,6 cm, auf eine grau grundierte und schwarz umrandete dünne Holzplatte montiert.

Das Gemälde mit dem poetischen Titel "Nächtlich. Schein in der Nacht" zeigt über einer hügeligen, mystischen Landschaft den schwebenden Kopf eines Vogels im Profil wie auch grün und gelb leuchtende Gestirne, die am Himmel strahlen oder kometengleich ihre Bahn ziehen. Seit den frühen 1920er Jahren sind kosmologische Themen, wie Himmelserscheinungen, sowie sein Privatphantom, der Vogelobere "Loplop", in seinem Oeuvre von beharrlicher Präsenz. "Loplop" benutzte Max Ernst, der fast immer von sich in der dritten Person sprach, als eine Art persönliches Sprachrohr oder phantastische Ersatzidentität, die ihm zugleich ein distanzierteres Sehvermögen erlaubte. Wie so häufig vermengen sich hier Halluzination und Perzeption, Max Ernst drückte sich verbunden mit einer besonderen Sensibilität der malerischen Handschrift in verschleierten Anspielungen und Sinnbildern aus.Die anhaltende Faszination für kosmologische, das Universum betreffende Themen beweist das 1964 entstandene, mit Radierungen versehene Mappenwerk " Maximiliana ou L'exercice illégal de l'astronomie" (Maximiliana oder die illegale Ausübung der Astronomie), welche huldigend dem passionierten, aber von der Fachwelt kaum anerkannten Astronomen Wilhelm Leberecht Tempel gewidmet war. Die im Oeuvre immer wiederkehrenden ikonographischen Motive der Planeten und der zentralen Figur "Loplop" sind im vorliegenden Gemälde vereint. Mit glänzender Ölfarbe, stellenweise pastos den Strukturen der Landschaft folgend, sind sie auf matten tiefschwarzen Fond gemalt, was das flüchtige Leuchten, nicht nur der Gestirne, sondern auch des Vogelauges unterstreicht. Zwei malerische Medien sind hier kombiniert, um sich trotz Sparsamkeit der Mittel auf eine stärkere Wirksamkeit zu konzentrieren, um durch das Verfahren eine weitgehende Übereinstimmung von Bildinhalt und Form zu realisieren.
Erworben wurde das Bild bei der Alexandre Iolas Gallery in New York, in der Max Ernst seit 1957 regelmäßig ausstellte. Dort wurde 1969 auch Max Ernsts letztes Mappenwerk "Aus dem Tagebuch eines tausendjährigen Astronauten" verlegt. Ungeklärt ist bislang, ob es sich bei dem vorliegenden, von Werner Spies bestätigten Gemälde "Nocturne I" um eine frühe Fassung des im Werkverzeichnis wiedergegebenen Bildes oder um eine Variante handelt. Als Surrealist war Max Ernst ein Liebhaber der Verwandlungsspiele, so dass die Methode der überraschenden Hinzufügung "Loplops" als poetischer Effekt durchaus natürlich erscheint.

Werkverzeichnis

Spiess 4289 mit Abb. der usprünglichen Fassung

Zertifikat

Mit einer Photobestätigung von Werner Spies, Paris, vom 19.10.2007
Wir danken dem Deutschen Forum für Kunstgeschichte, Forschungsstelle Max Ernst, Paris, für freundliche, bestätigende Hinweise

Provenienz

Alexandre Iolas Gallery, New York (mit rückseitigem Galerieaufkleber)

Ausstellung

München 1967 (Galerie Stangl), Max Ernst, Kat. Nr. 29 mit Abb. (der ursprünglichen Fassung)