Lot 1055 Dα

Verso altes Sammlersiegel.

In diesem kleinen Interieur vereint van Velsen alle Motive, die in der holländischen Kunst für Lebenslust stehen: Verführung, Wein- und Tabakgenuss, Spiel. Über die Interpretation dieser Genrebilder ist die Fachdiskussion noch nicht abgeschlossen. In ihrem Zentrum stehen die Fragen nach dem Verhältnis von Realismus und symbolisch-allegorischer Bedeutung, von offener und verhüllter Bildsprache, von belehrender und ästhetischer Funktion. Weil auch die Maler über einen großen Spielraum verfügten, gibt es für ihre Interpretation keine festen Regeln. Manche Bilder sind jedoch so absichtsvoll arrangiert, dass die Motive unmittelbar als Bedeutungsträger zu erkennen sind. Thematisch reiht sich unser Gemälde in die Darstellung von Müßiggang, Verschwendung und erotischer Versuchung im Zusammenhang mit Tabak- und Alkoholgenuss und Kartenspiel ein. Das Gefäß in der Hand des Mannes kann darüber hinaus als Aufforderung zur Liebe verstanden werden. Die Komposition erinnert an das Sprichwort "kaart, keurs en kan bederven menig man" - Kartenspiel, Mieder (Frau) und Kann´ verderben manchen Mann. Theoretisch könnte es natürlich auch umgekehrt sein. Aus heutiger Sicht jedenfalls.
Werke von van Velsen gelangen selten auf den Markt. Seine Bilder sind denen von Anthonie Palmedesz und Pieter Codde verwandt. Im Vergleich zu diesen "sind seine Farben und die Helldunkel-Gegensätze kräftiger, die Hintergründe fallen durch ein helles Grau besonders auf" (W. Bernt).
Für die Identifizierung unseres Gemäldes als Werk von Jacob van Velsen danken wir Herrn W. van de Watering.