Ernst Ludwig Kirchner - Badende in den Dünen - image-1

Lot 100 Dα

Ernst Ludwig Kirchner - Badende in den Dünen

Auktion 943 - Übersicht Köln
28.05.2009, 16:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 15.000 € - 20.000 €
Ergebnis: 19.200 € (inkl. Aufgeld)

Ernst Ludwig Kirchner

Badende in den Dünen
1912

Bleistiftzeichnung 39 x 46 cm - - Mit leichten Knitterungen.

"Ich lernte in Fehmarn die Einheit von Mensch und Natur zu gestalten", schrieb Kirchner in einem seiner Biographieentwürfe (zit. nach: Karlheinz Gabler, ELKirchner Zeichnungen, Pastelle, Aquarelle, Ausst. Kat. Aschaffenburg 1980, S. 124), und ergänzte später in seinem Tagebuch unter dem 1. September 1925: "Ich sehe langsam, worauf es ankommt. Sehe warum und was meine Malerei will und ist. Es ist kein Zwang, nicht Gewolltes in ihr, und doch ist sie anders als die Natur. Aber es wäre falsch zu sagen, dass ich aus dem Gefühl allein male, die Erfahrungen, die ich machte im früheren Werke, benutze ich selbstverständlich für das folgende ganz bewußt." (zit. nach: Lothar Grisebach, Ernst Ludwig Kirchners Davoser Tagebuch, Stuttgart und Wichtrach bei Bern 1997, S. 82). So zeigt die vorliegende Zeichnung schon Kirchners Zeichenkunst auf einem ihrer ersten Höhepunkte "... von klassischer Linienreinheit und einer Ökonomie der Mittel, die auch nicht den kleinsten überflüssigen Strich duldet", in denen sich Kirchners Spannung zwischen Erregung und Ergriffenheit zeigt als "... der Umsetzungsvorgang, der Augenblick der Verwandlung des optischen Auslösers in einen Zeichensatz, der sich nur dem Gesetz des Bildvierecks und der Fläche fügt. Der Weg vom Auge über den bildnerischen Gedanken zur Hand ist 'das Erlebnis'." (Gabler, in op. zit., S. 124). Das einzig dekorative Element dieser ruhigen, durch die rasch hingeworfenen Umrisse der Sandberge aber dynamisch aufgeladenen Zeichnung ist die Zickzackschraffur, ein Element, das er vermutlich von der gemeinsam mit Otto Mueller unternommenen Böhmen-Reise mitbrachte. Während sie bei diesem aber stets Kürzel für Vegatation blieb und die Darstellungen damit ins Idyllische verwandelte, wurde sie bei Kirchner zu einer Schraffur, die jeweils unbewußt den Grad seiner inneren Beteiligung und Verfassung dokumentierte und somit als psychographische Qualität den Charakter der Zeichnungen bestimmte.

Provenienz

Aus dem Nachlass des Künstlers; Roman Norbert Ketterer, Stuttgart und Campione (Nachlaßverwaltung); Rheinische Privatsammlung