Ewald Mataré - Schreitende - Torso - image-1

Lot 125 D

Ewald Mataré - Schreitende - Torso

Auktion 943 - Übersicht Köln
28.05.2009, 16:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 40.000 € - 60.000 €
Ergebnis: 42.000 € (inkl. Aufgeld)

Ewald Mataré

Schreitende - Torso
1926

Holzskulptur Esche Höhe 28,5 cm

"Holz war für Mataré der universale Werkstoff. Es erfüllte ihm in idealer Weise die Forderungen, die er an die Grundsubstanz bildhauerischer Arbeit stellte." (Franz Joseph van der Grinten, Matarés Holzfiguren, in: Sabine Maja Schilling, Ewald Mataré. Das plastische Werk. Werkverzeichnis, Köln 1987, S. 17)
Doch war es gerade auch der Werkstoff Holz, der ihm Mitte der 1920er Jahre große Sorgen bereitete, da ihm selbst für den Erwerb dieses Rohstoffs die Mittel fehlten. Treibholz und zufällig gefundene Stücke sind ihm in dieser Zeit Grundlage seiner bildhauerischen Arbeit (vgl. z.B. Ewald Mataré, Tagebücher 1915 bis 1965, hrsg. von Sonja Mataré/Sabine Maja Schilling, Köln 1997, S. 122 ff.). So ist die besondere, schmale Form des "Schreitenden Torsos" wohl diesem Umstand geschuldet und zeigt eine maximale Materialausnutzung. Zwar hat das eine Konzentration der Ansicht auf die beiden Längsseiten des Torsos zur Folge, dennoch wirkt diese Figur ungleich dynamischer als beispielsweise das "Schreitende Mädchen" von 1922 oder gar "Weiblicher Torso, Stehende" von 1924/1925 (Schilling 4a, 26).
Die leichte Kurvatur des Oberkörpers, die dem Schrittmotiv entgegensteht, vermittelt eine besondere Anmut und Grazie. In der pointierten Darstellung der Reize der weiblichen Physis wie der überschmalen Taille und der breiten Hüften überwiegt die künstlerische Auffassung vor der natürlichen Wiedergabe und ist ein Beispiel für Matarés Suche nach der einen, ewig gültigen Form.
Unbeeinflußt blieb diese Suche sicher nicht von der französischen Avantgarde, der Kunst Légers, Juan Gris' und Picassos, die besondere Erwähnung in Matarés Tagebuch im Entstehungsjahr des "Schreitenden Torsos" findet (op.cit., S. 130). Aber wie Mataré sich Mitte der 1930er Jahre in der kurvenreichen Beschreibung seiner "Idole" von Funden steinzeitlicher Artefakte wie der "Venus von Willendorf" anregen ließ (vgl. Schilling 91-93), dürfte auch der als Torso an verschiedenen Fundstellen erhaltene prähistorische Venustypus "Engen", "Neuchâtel" oder "Courbet" für die Formfindung des "Schreitenden Torsos" von Interesse gewesen sein.

Werkverzeichnis

34 Schilling

Provenienz

Galerie Dr. Werner Rusche, Köln; Privatsammlung Süddeutschland

Literaturhinweise

Vgl. (Bronze): Ausst. Kat. Stockholm 1954, Svens-Franska Konstgalleriet, Ewald Mataré, Skulpturer Träsnitt 1921-1953, Kat. 258, Kat. Nr. 2; Hanns Theodor Flemming, Ewald Mataré, München 1955, S. 32, Nr. 51 mit Abb.; Ausst. Kat. Köln 1966, Kölnischer Kunstverein, Ewald Mataré. Skulpturen, Holzschnitte, Aquarelle 1920 bis 1965, Kat. Nr. 16; Ausst. Kat. Köln 1969, Dom Galerie, Ewald Mataré, Kat. Nr. 5; Ausst. Kat. Sittard, Kritzraedthuis, Ewald Mataré, Kat. Nr. 5; Ausst. Kat. Bremen 1978, Galerie Wolfgang Werner, Zwölf Bildhauer in Deutschland 1900-1933, Kat. Nr. 34, Abb. 5

Ausstellung

Amsterdam/Enschede 1964 (Stedelijk Museum/Rijksmuseum Twenthe), Ewald Mataré, Plastiken - Kunsthandwerk - Handzeichnungen - Aquarelle - Graphik, Kat. Nr. 9; Düsseldorf 1967 (Städtische Kunsthalle), Kat. Nr. 10, Abb. 6