Lesser Ury - Nelken in gläserner Kugelvase - image-1

Lot 220 D

Lesser Ury - Nelken in gläserner Kugelvase

Auktion 943 - Übersicht Köln
28.05.2009, 16:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 25.000 € - 30.000 €
Ergebnis: 26.400 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf Leinwand 50 x 35,2 cm, gerahmt. Unten links schwarz signiert L. Ury. - An den äußersten Rändern links und rechts mit schmalen kleinen Retuschen.

Adolph Donath berichtet in seiner Lesser Ury-Biographie von 1921, daß der Maler bereits in der Zeit seines ersten Pariser Aufenthalts Anfang der 1880er Jahre "Stilleben, meist Blumen in einer Vase, oft gegen fast schwarzen Grund, die juwelenhaften Reiz ausstrahlten", geschaffen hat. Von verschiedenen Besuchern ist überliefert, daß der Maler die ihm beispielsweise zum Geburtstag gebrachten Sträuße regelmäßig noch am selben Tag malte.
"Einen eigenen Gipfel seines Schaffens bildeten [...] Urys Blumendarstellungen. Er hatte von jeher eine Passion für Blumen und konnte sich an ihnen berauschen. Als ich ihm einmal während des Ersten Weltkrieges, da man nur schwer Blumen bekommen konnte, einige sehr schöne, volle [...] Nelken brachte, weil ich wußte, daß ich ihm damit eine Freude machen und ihn etwas aus seiner Trübsal herausholen würde, stellte er sie in eine kleine grüne Vase und begann sofort zu malen. Er war so sehr in ihren Anblick versunken, daß er meine Anwesenheit völlig vergaß, und kurze Zeit darauf standen die Blumen taufrisch und leuchtend wie hingezaubert im Bild neben den echten.
Ury malte Blumen meistens vor dunklem Grund, aus dem die Farben geradezu explosiv hervorbrechen. Er malte sie nicht dekorativ, nicht kunstvoll arrangiert, nicht stillebenartig. Es kam ihm auch nicht auf die sachliche Wiedergabe als solche an, sondern er wollte sozusagen das blumenhafte Farbwunder bringen, ohne jedoch das Arthafte dabei zu verlieren. Blumen waren ihm Farbvisionen, die leuchten, glühen und verzaubern.
Neben Corinth war er unstreitig der bedeutendste Blumendarsteller seiner Zeit. Während aber Corinth die Konsistenz schließlich immer mehr auflöst, so daß nur noch ein Farbenwogen übrigbleibt, gibt Ury niemals die Form auf. Seine Blumen glaubt man greifen zu können, man atmet ihren Durft." (Karl Schwarz, Lesser Ury. Ein Essay, zit. nach: Hermann A. Schlögl und Karl Schwarz, Lesser Ury - Zauber des Lichts. Berlin 1995, S. 82).

Zertifikat

Mit einer Expertise von Sibylle Groß, Berlin, vom 8. April 2009; das Gemälde wird in ihren in Vorbereitung befindlichen Oeuvrekatalog aufgenommen.

Provenienz

Privatbesitz New York; Privatbesitz Schweiz; William Doyle Galleries, New York; Rheinische Privatsammlung

Ausstellung

Düsseldorf 2005 (Galerie Schwarzer), Lesser Ury 1861 - 1931, Licht - Farbe - Perspektive, o. Kat. Nr., S. 8, mit ganzseitiger Farbabb. S. 32