Auguste Herbin - Place du Beguinage à Bruges - image-1

Lot 88 D

Auguste Herbin - Place du Beguinage à Bruges

Auktion 943 - Übersicht Köln
28.05.2009, 16:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 70.000 € - 80.000 €
Ergebnis: 96.000 € (inkl. Aufgeld)

Auguste Herbin

Place du Beguinage à Bruges
1908

Öl auf Leinwand 81,1 x 62,1 cm

Herbin, in Nordfrankreich geboren und zunächst in Lille studierend, bevor er 1901 nach Paris wechselte, wo er fortan leben und arbeiten sollte, suchte Brügge in diesen frühen Jahren mehrfach auf. Die Stadt war ein Magnet für Künstler und Literaten des Fin-de-Siècle gewesen und wurde gerne mit Venedig verglichen. Den Mythos prägte ein Werk wie Georges Rodenbachs "Bruges la morte" von 1892. Die Erkennungszeichen der Stadt, die Kanäle, die "Beguinenhöfe und Glockentürme" (vgl. Jens Malte Fischer, Fin de siècle, Kommentar zu einer Epoche, München 1978, S. 211) reizten offenbar auch Herbin zur Gestaltung.
Ausgehend von noch naturnahen Impressionen der Landschaften des Jahres 1906, auch von Brügges Kanälen, intensivieren sich die künstlerischen Gestaltungsmittel in der Farbgewalt der Korsika-Landschaften des Folgejahres. Aber Herbin malt auch damals im Norden, es gibt Motive von Hamburg und des Hamburger Hafens.
1908 setzt dann eine deutlich kantige, flächige Geometrisierung der Farbflächen ein, Bäume und Architekturen bis hin zu den Wolkenbildungen des Himmels werden schärfer willkürlich formalisiert und in einer neuen "vision plastique" kontrastiert, die in einer Aufnahme und Verarbeitung kubistischer Tendenzen mündet. Am Anfang dieser Stilwandlung im Oeuvre stehen 3 Gemälde zum berühmten Beguinenhof in Brügge, das vorliegende prominent bei Geneviève Claisse publiziert, ein anderes heute in der Sammlung des Kröller-Müller Museums in Otterlo.
Hier sind die Farbflächen durch intensive lineare Farbkonturen betont. Die Architektur ist eine willkommene motivische Vorgabe um formal-abstrakte Bildqualitäten zu gewinnen, andererseits ist die Farbigkeit des Himmels wie geheimnisvoll aufgeladen.

Werkverzeichnis

145 Claisse mit ganzseitiger Farbabb. S. 42

Provenienz

Privatbesitz; ehemals Sammlung Dr. Max Kugal, Wiesbaden; rheinische Privatsammlung

Literaturhinweise

Geneviève Claisse, Invention du cubisme - Couleur et géométrie, in: Herbin, Paris 1993 [Monographie], S. 43, vgl. auch S. 235, mit ganzseitiger Farbabb. S. 42