Frans Pourbus d. Ä., zugeschrieben - GESELLSCHAFT IM FREIEN - image-1

Lot 1018 Dα

Frans Pourbus d. Ä., zugeschrieben - GESELLSCHAFT IM FREIEN

Auktion 947 - Übersicht Köln
21.11.2009, 00:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 100.000 € - 120.000 €
Ergebnis: 246.000 € (inkl. Aufgeld)

Frans Pourbus d. Ä., zugeschrieben

GESELLSCHAFT IM FREIEN

Öl auf Holz (parkettiert). 81,5 x 113 cm.

Unser Gemälde zeigt eine sogenannte „buitenpartij“, eine Unterhaltung im Freien, die innerhalb der Genremalerei in Abgrenzung zu niederen bäuerlichen Szenen zum gehobenen Bereich des bürgerlichen Genres zählt. Elegant gekleidete junge Männer und Frauen mit modischen hohen Hüten, Pluderhosen und kleinen Halskrausen vergnügen sich in einem Garten mit Essen, Trinken und Musik. In der rechten Bildhälfte haben sich im Mittelgrund des Bildes einzelne Paare abgesondert, über deren eindeutige Absichten uns der Maler nicht im Unklaren lässt. Der Hund im Vordergrund sowie ein Falke am rechten Bildrand verweisen als Anspielungen auf die Jagd auf einen weiteren herrschaftlichen Zeitvertreib.
Den Darstellungen einer „buitenpartij“ liegt zumeist die moralisierende Botschaft an den Betrachter zugrunde, sich von derartigen Vergnügungen und Ausschweifungen fernzuhalten, die als leichtfertige Zeitvergeudung und Ausdruck weltlicher Eitelkeit angesehen wurden. So liegen die Ursprünge der „buitenpartijen“ auch in der Bildtradition religiöser Darstellungen wie „Der Verlorene Sohn“, bei denen das biblische Sujet in ebenso moralisierender Absicht mit der Wiedergabe von Festgelagen und erotischen Anspielungen verbunden wurde. Nicht auszuschließen ist, dass auch unser Bild mit diesem religiösen Sujet noch verknüpft ist.
Die „Gesellschaft im Freien“ steht den Werken von Frans Pourbus d. Ä. nahe und soll ihm deswegen hier erstmals zugeschrieben und zur Diskussion gestellt werden. Zu vergleichen ist unser Bild insbesondere mit einer Pourbus zugeschriebenen Darstellung im Antwerpener Museum Mayer van den Bergh. Auch hier findet sich eine Tischgesellschaft zu Essen und Musik zusammen. Der junge farbige Page, der bei unserem Gemälde in der vordersten Bildebene zu sehen ist, taucht bei dem Antwerpener Bild am linken Bildrand wieder auf. Eine stilllebenartige Zusammenstellung von Gefäßen findet sich hier in der linken wie dort in der rechten unteren Bildecke. Vergleichbar ist auch der Ausblick auf eine weite, hügelige Landschaft im Hintergrund, jeweils abgeschlossen durch ein aus mehreren Gebäuden zusammengesetztes Architekturensemble.
Frans Pourbus d. Ä. wurde als Enkel Lancelot Blondeels und Sohn Pieter Pourbus' in Brügge geboren. 1569 ist er sowohl als Meister in Antwerpen als auch weiterhin als Maler in Brügge bezeugt. Er gehörte zu den bedeutendsten flämischen Bildnismalern seiner Zeit, schuf daneben aber auch Historien und Genredarstellungen. Sein Sohn Frans Pourbus d. J. setzte die erfolgreiche Familientradition fort und wurde nacheinander Hofmaler der Gonzaga in Mantua und der französischen Königin in Paris.

This present painting, a so-called „buitenpartij,“ depicts an outdoor entertainment that within genre painting sets itself apart from lowly peasant scenes and belongs to the more lofty realm of the middle-class. Elegantly dressed young men and women wearing fashionable high hats, puffed pants and ruffled collars enjoy themselves in a garden with eating, drinking and dancing. In the right of the painting, at middle ground, couples have separated from the group and the artist leaves no questions as to their intentions. The dog at foreground as well as a falcon at the right margin allude to hunting, another pursuit of the ruling classes.
In most cases the moralizing message of a “buitenpartij” is to warn the viewer to distance himself from such pleasures and excesses, which are considered to be a frivolous waste of time and of worldly pride. One of the origins of the “buitenpartij” is to be found in the pictorial tradition of religious representations such as “The Prodigal Son”, where a Biblical subject with moral intent is joined with depictions of drunken feasts and erotic overtones. It cannot be ruled out that the present picture still has a religious connotation.
The present painting stands close to works by Frans Pourbus the Elder and for this reason it here for the first time is attributed to him and for discussion. The painting is particularly comparable to a painting attributed to Pourbus in the Museum Mayer van den Bergh in Antwerp. In this painting there also is a group at table with music. The young black page which is at the immediate foreground in the present painting appears at the left of the Antwerp painting. A still-life like arrangement is to be found in the lower left of the present painting and at lower right in the Antwerp painting. Comparable, too, is the view of a hilly landscape at the background, flanked by trees and blocked at middle by an architectural ensemble.
Frans Pourbus the Elder, grandson of Lancelot Blondeel and son of Pieter Pourbus, was born in Bruges. In 1569 he was a registered master both in Antwerp and Bruges. He was one of the most important Flemish portraitists of his time yet also painted historical and genre scenes. His son Frans Pourbus the Younger continued the family tradition and was court painter to the Gonzagas in Mantua and then to the French monarchy.

Literaturhinweise

Zu einem vergleichbaren Gemälde im Antwerpener Museum Mayer van den Bergh vgl.: "Music and Painting in the Golden Age", Ausst. Kat. Hoogsteder & Hoogsteder, Den Haag 1994, S. 53, Abb. 20.