Carl Georg Adolph Hasenpflug - KLOSTERRUINE IM SCHNEE - image-1

Lot 1318 Dα

Carl Georg Adolph Hasenpflug - KLOSTERRUINE IM SCHNEE

Auktion 947 - Übersicht Köln
21.11.2009, 00:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 25.000 € - 30.000 €
Ergebnis: 31.200 € (inkl. Aufgeld)

Carl Georg Adolph Hasenpflug

KLOSTERRUINE IM SCHNEE

Öl auf Leinwand. 45 x 48 cm.
C. Hasenpflug 1857.

Die Burg Saaleck, südwestlich von Naumburg bei Bad Kösen gelegen, wurde im 11. Jahrhundert von den Landgrafen von Thüringen errichtet. Sie diente - wie die ihr gegenüberliegende Rudelsburg - dem Schutz des bedeutenden Handelsweges im Saaletal. Die Burg hatte eine wechselvolle Geschichte: Sie ging im 14. Jahrhundert in den Besitz des Bischofs von Naumburg über, wurde später herrenlos und verfiel schließlich. Die Faszination für das Mittelalter führte im 19. Jahrhundert zu ihrer Restaurierung, und sie avancierte zu einem beliebten Reiseziel, eine Beliebtheit, von der auch Hermann Allmers Studentenlied „Dort Saaleck, hier die Rudelsburg“ zeugt.
Dieses „Burgruine im Winter“ betitelte Gemälde entstand im Jahr 1857, ein Jahr vor Hasenpflugs Tod. Im Bildzentrum befindet sich einer der beiden runden Bergfriede, im Hintergrund ist auf einem schneebedeckten Berg die Rudelsburg zu sehen. Den Vordergrund dominiert ein dunkler Torbogen, der die gesamte Bildbreite einnimmt und die Szenerie umrahmt. Stimmungsvoll wird die Dunkelheit und Schwere des aus verwitterten Quadersteinen bestehenden Vorbaus mit dem Hintergrund kontrastiert, wo der Bergfried von der Abendsonne beschienen wird. Hasenpflug ging es nicht um eine topographisch exakte Wiedergabe, dies zeigt der Vergleich mit einer anderen Darstellung der Burg, die sich heute im Städtischen Museum in Halberstadt befindet und ebenfalls 1857 datiert ist (Inv.-Nr. Kl/287). Dort ist die Rudelsburg in die Ferne gerückt und ein Grabstein neben dem Bergfried platziert, so dass die Stille und Einsamkeit der von Schnee bedeckten Burgruine noch symbolisch aufgeladen wird.
Hasenpflug hat Burg- und Klosterruinen im Schnee immer wieder gemalt, zum Teil handelt es sich dabei um frei erfundene Ruinen, zum Teil lassen sie sich - wie die Klöster Heisterbach und Walkenried oder eben die Burg Saaleck - identifizieren. Über diese Darstellungen von Ruinen im Schnee schreibt Antje Ziehr mit Verweis auf die Tradition der romantischen Landschaftsmalerei: „Die Verbindung von Ruine und Schnee als Synonyme des Winters ist kein Zufall. Beide stehen für den Abschied, die Ruine als Abschied von einer intakten Architektur, der Schnee als Abschied von der blühenden Natur.“ (Antje Ziehr: Die Poesie des leeren Raumes. Schönheit im Zerfall: Die Klöster Paulinzella, Heisterbach und Walkenried. In: Ausstellungskatalog Halberstadt 2002, S. 137-145, hier S. 141).

Literaturhinweise

Ausstellungskatalog Halberstadt 2002: Carl Hasenpflug (1802-1858). Wahrheit und Vision. Hrsg. v. Antje Ziehr. Halberstadt 2002, S. 298f. m. Abb. (fälschlich 1852 datiert).

Ausstellung

Halberstadt 2002 (vgl. Literatur).