Edouard Vuillard - Pieds-d'alouette et géraniums - image-1

Lot 1096 D

Edouard Vuillard - Pieds-d'alouette et géraniums

Auktion 950 - Übersicht Köln
05.12.2009, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 100.000 € - 120.000 €
Ergebnis: 138.000 € (inkl. Aufgeld)

Edouard Vuillard

Pieds-d'alouette et géraniums
Um 1906

Öl auf Karton auf Holz montiert, rückseitig parkettiert. Expertise 48 x 61 cm

Vuillard komponiert im vorliegenden Blumenstück ein farbensprühendes Feuerwerk in Gelb, Orange und Rot, von sommerlichem Licht erfüllt. Der sich fauvistisch verselbstständigende Farbenrausch wird nicht zuletzt durch die Pastosität der Farben und den sichtbaren Pinselauftrag inszeniert und kommt vor allem in dem zentralen Blütenbouquet von roten Geranien, gelber Iris und blauem Rittersporn ("Pieds-d'alouette") zur virtuosen Entfaltung. Bildet die angeschnittene violett schimmernde vordere Tischebene noch einen definierten Ort im Raum, auf dem die einfache Tonvase steht, löst sich der weitere Hintergrund in abstrakte Flächen und vibrierende Schwingungen von anderem Duktus auf. Die Umgebung scheint erfüllt und wie entzündet von dieser Farborchestrierung, die im Fonds zu einem furiosen Ausklang in dunkleren Goldgelb- und Grüntönen geführt wird.
Eigentümlich und typisch für Vuillards Malerei bis zu diesem Zeitpunkt sind nicht nur die unvermittelte Zusammenfügung der Bildebenen und Details, die optisch gegeneinandergesetzt werden und in ihrer Stärke gleichwertig wie bei einem dekorativen Muster behandelt sein können, sondern auch die heitere, wie selbstverständliche Eleganz der Interieurs und Stilleben. Die Bildfläche erfährt dabei generell eine subtile Aufteilung durch die Elemente von Licht und Farbe, die über impressionistische Effekte hinausgehen. Wie bei den anderen "Nabis" und dem Umkreis von Thadée Natanson und der legendären "Revue Blanche" wird künstlerisch experimentiert, die Motive können durch gewagte Aus- und Anschnitte eher modern verfremdet erscheinen als naturalistisch beschreiben.
Interessant ist, dass dieses Stilleben von vergleichsweise dramatischer Farbigkeit Sammlern aus dem Bereich des Theaters gehörte: Coquelin cadet war ein gefeierter Schauspieler des Odéon und der Comédie Francaise, den Anders Zorn 1889 portraitierte; Henri Bernstein (1876-1953) war ein bekannter Dramaturg des Boulevard, der den Luxus liebte.

Werkverzeichnis

Salomon/Cogeval VIII-135

Provenienz

Ernest Coquelin, Paris (Coquelin Cadet, 1848-1909); Henry Bernstein, Paris 1909 (aus dem Cadet-Nachlass erworben); Bernheim-Jeune, Paris 1911, Inv. Nr. 18844); Edouard Vuillard, Paris 1919; Reid and Lefevre, London (von Vuillard über Bernheim-Jeune 1927 erworben); Arthur Tooth & Sons, London; Royan Middleton, Écosse (Schottland) 1950; The Lefevre Gallery, London 1960; Charles W. Engelhard Jr., Far Hills, New Jersey; Galerie Salis & Vertes, Salzburg; Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

Literaturhinweise

Paris, Hôtel Drouot, Tableaux, aquarelles, pastels, dessins...provenant de la Succession Coquelin Cadet, 1909, lot 53 mit Abb.; Paris, Hôtel Drouot, Catalogue des tableaux par Besnard, Bonnard, Cézanne ...van Gogh, Vuillard, appartenant à M. Henry Bernstein, 1911, lot 32 ("Pieds d'alouette et géraniums"). G. Groom, Edouard Vuillard, Painter-Decorator: Patrons and Projects, 1892-1912, New Haven/London 1993, S. 176, Nr. 240, Abb. 94

Ausstellung

London 1961 (The Lefevre Gallery), IX. and XX. Century French Paintings and Drawings, Kat. Nr. 22 mit Abb.; New York 1973 (Gallery Wildenstein), Masterpieces in Bloom, Nr. 67; Tokyo 1973/74 (Matsuzakaya Department Store), Masterpieces of European Art, Kat. S. 48, mit Farbabb.