Lot 917 N

In den Erinnerungen des Malers Karl Hofer "Aus Leben und Kunst" (Berlin 1952) klingt oft ein Bedauern darüber durch, daß er wichtigen Anregungen in entscheidenden Lebensphasen nicht nachgegangen ist, Reisen unternahm, die ihn schöpferisch nicht weiterbrachten:
"Ich habe Cézanne bewundert [...] Seine Lehre habe ich erst viel später begriffen. Auch dies stelle ich nicht mit dummem Stolz, sondern mit Bedauern fest und betrachte es durchaus als einen Verlust, denn das Erkennen der Gesetze der Bildgestaltung und der Farbe hätte mir viele Jahre des Suchens und Irrens erspart [...] Wohl zeigten meine damaligen Arbeiten den Versuch und das Bemühen zur Farbe zu gelangen, meiner Liebe und Zuneigung aber stand immerdar meine Eigenbrödelei im Wege." (op. zit. S. 11).
Die damalige Freundschaft mit Hermann Haller hatte Hofer fast zur Bildhauerei geführt; die Komposition viel- und großfiguriger Bilder brachte ihn dann schließlich zu einer umfassenderen Wahrnehmung seiner Welt.
Hofer experimentierte damals auch - der Not gehorchend -, mit Materialien, die sonst nicht unbedingt zum Rüstzeug eines Malers gehörten. Ganz besonders die Verwendung von Eternitplatten als Malgrund entsprach aber seiner Intention, von der eleganten, geschmeidig-glänzenden Oberfläche der Salon-Bilder wegzukommen zu einem den Gegenständen angemesseneren, nüchterneren Ausdruck, der der Farbe ihr Eigenleben ließ, ohne daß sie ihren Glanz einem lackartigen Firniß verdankte. Dem entsprechend wurden auch die Kompositionen konkreter, strenger, werden Details zugunsten der Geschlossenheit und Konzentration der Form bewußt vernachlässigt.
"Landschaft mit See und Holzbrücke" ist ein hervorragendes Beispiel für den so ganz anderen Ausdruck, den die Werke Hofers nach 1918 gewonnen haben. Die dargestellten Dinge (Holzbrücke, Haus) sind auf das Wesentliche reduziert und lassen dem Spiel einiger weniger Farben, die hier zu einer vollendeten Harmonie gegeneinander gesetzt werden, freien Lauf.