Otto Dix - Hockender weiblicher Akt - image-1

Lot 416 D

Otto Dix - Hockender weiblicher Akt

Auktion 962 - Übersicht Köln
02.06.2010, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 8.000 € - 12.000 €
Ergebnis: 21.000 € (inkl. Aufgeld)

Otto Dix

Hockender weiblicher Akt
1932

Kohlezeichnung, gewischt, über rotbraun gouachiertem Grund 57,6 x 47/47,3 cm

Typische Aktzeichnung des Künstlers aus den Jahren des künstlerischen Höhepunktes, in denen das weibliche Aktmotiv, das das zeichnerische Werk maßgeblich beherrscht, reich entwickelt wird. Lorenz charakterisiert diese Phase einführend:
"Den altmeisterlichen Akt bis 1933 prägt [...] nicht allein 'Stilwollen', sondern auch Porträtsucht. Es ist diese Spannung zwischen 'Hochkunst' und Realitätsbezug, Historismus und Verismus, die seine singuläre Qualität bestimmt. (...) Mit allen Mitteln wird an einer malerischen und stofflichen Aufwertung der Zeichnung zum autonomen Bild gearbeitet: Kombinationen der Zeichenmittel auf farbig und weiß grundierten Kartons oder gefärbten Papieren, akzentuierende, reich differenzierte Höhungen in Kreide und besonders Deckweiß mit schmalen und breiteren Pinselstrukturen, eine ganze 'Palette' der Lineatur vom hauchzarten Riß in Silberstift bis zum wehenden Wischer in Kohle, schließlich hochgradig flexible bis ornamentale Schraffuren, die nicht selten das einprägsame 'Kräuseln' der Altmeister zitieren." (Ulrike Lorenz, Das altmeisterliche Aktporträt [1930-1933], in: Otto Dix, Das Werkverzeichnis der Zeichnungen und Pastelle, Bd. III, S. 1429)
Der vorliegende Rückenakt kontrastiert in seinen scharf ausgeführten Details und in der veristischen Darstellung des Körpers das Stoffliche sehr haptisch: die Knochigkeit und die Weichheit des Fleisches, das herbe Gesichtsprofil und die Duftigkeit des vollen Haares, den spitzen Schuh und den schmeichelnden Pelz, all dies wird durch den geführten Strich stark unterschieden und gegeneinandergesetzt. Helligkeitswerte und dunkle Schatten modellieren auf dem farbigen Grund auf plastische Weise die Erotik des Aktes und betonen die exzentrische Perspektive, die artifiziell und lebensvoll, beides zugleich, ist.

Werkverzeichnis

Lorenz Bd. III, NSk 12.2.24

Provenienz

Sammlung Josef Haubrich, Köln