Alexej von Jawlensky - Variation: Schwarzer Baum - image-1

Lot 460 D

Alexej von Jawlensky - Variation: Schwarzer Baum

Auktion 962 - Übersicht Köln
02.06.2010, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 140.000 € - 160.000 €
Ergebnis: 156.000 € (inkl. Aufgeld)

Alexej von Jawlensky

Variation: Schwarzer Baum
1918

Öl auf Papier mit Leinenprägung 36,1 x 26,8/ 27 cm - - Mit Reißnagellöchern in den Ecken.

Jawlensky nannte die hochformatigen konzentrierten Kompositionen des neu in St. Prex, im Schweizer Exil, entwickelten Motivs "Variationen über ein landschaftliches Thema".
"Im Alter schrieb er darüber an den Freund Verkade: 'Ich fing nun an, einen neuen Weg in der Kunst zu suchen. Es war eine große Arbeit. Ich verstand, daß ich nicht das malen mußte, was ich sah, sogar nicht das, was ich fühlte, sondern nur das, was in mir, in meiner Seele lebte. Bildlich gesagt, es ist so: Ich fühlte in mir, in meiner Brust eine Orgel, und die mußte ich zum Tönen bringen. Und die Natur, die vor mir war, soufflierte mir nur.' [...] Die Variationen sind ein Landschaftsbild, zuerst noch gesehen, dann farbig umgeformt. Das Glühende lodert nicht mehr. Es vertieft sich, glutet. Allmählich wird das Bild immer mehr zum Gedanken, zum künstlerischen Begriff. Die Gegenstände der Natur werden zu Zeichen, die der Künstler beherrscht. Sie sind nicht mehr Geschenke der Natur. Er konnte sich nun in diesen Zeichen ausdrücken, steiler oder breiter, lichter oder dumpfer, abgesetzter oder verbundener, geglättet oder stoßweise, laut oder gedämpft, vorsichtig oder unumschränkt, je nach Lage des Gemüts, Spannung oder Ermattung des Geistes. Er konnte dem Gesetz dieser Zeichensprache gerecht werden, einen Satz bilden, der in sich vollkommen ist und bei unendlicher Abwandlung seine malerische Gleichsinnigkeit, Ausdrucksmacht und Wohlgebildetheit nie verliert." (Clemens Weiler, Alexej Jawlensky, Köln 1959, S. 89 ff.)
1918, als der "Schwarze Baum" entstand, hatte Jawlensky St. Prex schon verlassen, das Motiv wirkte nach und hatte sich als formales, abstraktes Konstrukt eigener Schöpfung im Werk verselbstständigt. Die hier angebotene "Variation" war seit den frühen 1920er Jahren im Besitz von Walter Dexel in Jena. Ihn mag bei Jawlensky die ausdrucksvolle Strenge der reduzierten Formensprache und die neuen, unendlichen Möglichkeiten einer genialen Syntax fasziniert haben.

Werkverzeichnis

M.Jawlensky/Pieroni-Jawlensky/A.Jawlensky 1039 mit

Provenienz

Ehemals Sammlung Walter Dexel, Jena; Nachlaß; seitdem in Familienbesitz

Literaturhinweise

Clemens Weiler, Alexej Jawlensky, Köln 1959, Nr. 673 mit Abb. S. 275; Walter Vitt, Schöne Tage im Hause Dexel....- Das Gästebuch -. Walter Dexel zum 100. Geburtstag, Katalogbuch Galerie Stolz, Köln 1990, Nr. 56 mit Farbabb. S. 205 (Dieser Katalog dem Los beigegeben)

Ausstellung

Braunschweig 1965 (Kunstverein Braunschweig - Haus Salve Hospes), A. Jawlensky, Bilder aus den Jahren 1916-1938, Kat. Nr. 9; Köln 1977 (Galerie Gmurzynska), Die Kunstismen in Rußland 1907-1930, Nr. 42 mit Abb.; Stuttgart 1986 (Württembergischer Kunstverein), Individualismus und Tradition 1900 - 1945, Künstler in Deutschland, mit Abb. S. 141; Köln 1990 (Galerie Stolz), Schöne Tage im Hause Dexel... - Das Gästebuch - Walter Dexel zum 100. Geburtstag, Nr. 56; Ludwigshafen 1994/1995 (Wilhelm-Hack-Museum), Die Neue Wirklichkeit - Abstraktion als Weltenentwurf; Essen 1998 (Museum Folkwang), Alexej von Jawlensky, Das Auge ist der Richter, Kat. Nr. 40 mit Farbabb. S. 146