Öl auf leinenstrukturiertem Papier, auf Karton aufgezogen 36,4 x 26,9 cm, gerahmt. Unten links mit Bleistift monogrammiert A.J. - Rückseitig auf dem Karton mit schwarzem Stift bezeichnet "A. Jawlensky Variation Nr. 19 'Fest' 1919 36,4 x 27 cm". - In den Ecken mit Reißnagellöchern, die rechte untere Ecke mit kurzem oberflächlichen Papiereinriß.
M. Jawlensky/Pieroni-Jawlensky/A. Jawlensky 1089
Die von Jawlensky so genannten "Variationen über ein lanschaftliches Thema" haben ihren Anfang in St. Prex am Genfer See, wo der Künstler kriegsbedingt 1914 hin umgezogen war. Seine Staffelei am Fenster positioniert, hatte er den Blick auf den zum See führenden Parkweg gerichtet. D.h. Ausschnitt und Motiv waren immer gleich. Jawlensky arbeitete beinahe ausschließlich an den "Variationen" und sie waren das Hauptthema in dieser Zeit.
Bei einer immer wieder ähnlichen Aufteilung in zwei große hochlänglich und runden Hauptformen und mehrere kleinere nuancierte Nebenformen, ist die Umsetzung nicht seriell, sondern denkbar vielfältigst. Jede Stimmung in der Natur wie im eigenen Befinden ist so beinahe tagebuchartig umgesetzt in einer Art "Seelenkalender" (Rudolf Steiner, zit. nach Weiler 1959, S. 91). Jede der "Variationen" vermittelt daher einen vollkommen eigenständigen Eindruck und hat ihren eigenen subtilen Reiz.
1918 ging Jawlensky ins Tessin, sein Bildthema ging mit ihm. Losgelöst vom natürlichen Vorbild, sind die Variationen fortan Abbild der eigenen Stimmung. Das Schema der "Variationen" indes ändert sich wenig.
Meist ist den "Variationen" ein Untertitel beigegeben. Sie heißen "Kühler Frühlingstag", "Zorn", "Grauer Tag", "Träumerei", "Farbspiel", "Frühwind", "Zarte Trauer", "Wenn die Lerche singt" oder wie in diesem Fall: "Das Fest". Die Ausrichtung der Vegetationselemente, das pralle Format der einzelnen Formen und das fröhliche Zusammenspiel der Farben vermitteln dem Betrachter freudige Erregung und Aufbruchsstimmung, einen festlichen Charakter eben.
Bis 1921 verfolgt Jawlensky das Thema dieser "Variationen", um sich nachfolgend mit der Reihe der "Abstrakten Köpfe" zu beschäftigen.
Werkverzeichnis
1089 M. Jawlensky/Pieroni-Jawlensky/A. Jawlensky
Provenienz
Nachlaß des Künstlers; Privatbesitz Rheinland, vom Vorbesitzer bei der Galerie Wilhelm Grosshennig, Düsseldorf, 1968 erworben; seitdem in Familienbesitz
Literaturhinweise
Clemens Weiler, Alexej Jawlensky, Köln 1959, Nr. 678, S. 275 mit Abb.; Clemens Weiler, Alexej Jawlensky. Köpfe, Gesichte, Meditationen, Hanau 1970, Nr. 1272
Ausstellung
Hamburg/München/Hannover/Wiesbaden/Wuppertal-Barmen/Düsseldorf/Mannheim 1920/1921 (Galerie Commeter/Galerie Hans Goltz/Kestner-Gesellschaft/Neues Museum/Ruhmeshalle/[?]/Kunsthalle, Alexej Jawlensky, Kat. Nr. 79; Dresden 1925, (Galerie Fides), Alexej von Jawlensky. Andrej Nesnakomoff-Jawlensky; St. Gallen 1958 (Galerie Im Erker); Wien/Linz 1961 (Österreichische Galerie Belvedere/Neue Galerie der Stadt Linz), Der Blaue Reiter und sein Kreis, Kat. Nr. 57; Düsseldorf 1966/1967 (Galerie Wilhelm Grosshennig), Deutsche und französische Meisterwerke des 20. Jahrhunderts, Farbabb. S. 15; Düsseldorf 1967/1968 (Galerie Wilhelm Grosshennig), Deutsche und französische Meisterwerke des 20. Jahrhunderts, Farbabb. S. 7; 1968/1969 (Galerie Wilhelm Grosshennig), Deutsche und französische Meisterwerke des 20. Jahrhunderts, Kat. Nr. 37 mit Farbabb.; Düsseldorf 1986 (Kunsthandel Wolfgang Wittrock), Alexej von Jawlensky, Kat. Nr. 21 mit Farbabb.; Emden 1989/1990 (Kunsthalle), Alexej von Jawlensky - Zusatzkatalog, Farbabb. S. 18